Leimert, Jochen: Lost & Dark Places DRESDEN

Über 33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte berichtet Jochen Leimert mit vielen Fotos in diesem Buch. Die meisten sind mir völlig unbekannt. So einige werde ich sicher mal mit der Fotoknipse besuchen. Zum Beispiel den Nordfriedhof mit dem Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges, oder das alte Kraftwerk im Liebetaler Grund. Viele diese Plätze sind Industriedenkmäler, das Betreten könnte schwierig sein. Auf „Betretensregeln“ weißt der Autor im Vorwort hin, nebst den Tipps für unerkanntes „unrechtmäßiges“ Fotoshooting.

Verblüffend: Unweit des Moritzburger Schlosses haben Arbeiter zu Zeiten August des Starken einen Tunnel durch einen Hügel getrieben. Da konnten die Aristokraten mit Kutschen durchrasen. Der Autor stellt die Frage, ob dies eine Geisterbahn war? 

Jedenfalls wurde das heutige Bodendenkmal auch für Szenen des Indianerfilms DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN genutzt. Die Bärenhöhle in die Black Hills wurde hier „eingerichtet“. Der Tunnel wurde auch für andere Filme genutzt.

Es gibt also einiges zu entdecken in nächsten Jahr…

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Schildbach, Matthias: Burgen, Kriege, Grenzgeschichten

„Autor, Selbstverleger, gelernter Buchhändler. Passionierter Spurensucher – Heimatverbunden, Familienmensch – Kleckern, statt meckern 👌“ So steht es im Insta-Profil des Matthias Schildbach, dem ich am 10. September 23 auf Schloss Albrechtsberg begegnete. Ja, richtig, auf der feinen Buchmesse Dresden (er)lesen. Auf dem Tisch ein Modell eines alten Bombers und ein Buch mit dem Titel DIE LETZTE MISSION. Natürlich kamen wir ins Gespräch, die Recherche zum Schicksal in und bei Sachsen abgestürzten amerikanischen Bomberpiloten im April 1945 macht mich neugierig. Der Autor erzählte mir, dass dazu im nächsten Jahr eine neues Buch herauskäme, wofür ich mich, mich als Literaturblogger erkennbar gebend, gleich mal bewarb.
Ich wollte es klein angehen, die Geschichten um die zuletzt in Sachsen mit dem Schwert enthauptete Kindsmörderin Rehn, begeisterte mich nicht so sehr. Obwohl, wenn ich jetzt daüber im Internet lese, dann ist auch das ein sehr interessanter Stoff. Aber dieses schmale Heft hier mit Heimatgeschichten aus dem Landkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, reizte mich, ergänzt die schmale Broschüre doch hervorragend meine laufenden Dresdener Regalmeter.

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Dresdner Geschichtsbuch (6)

  • Eingemeindungen nach Dresden – Ein historischer Überblick (Verwaltungsgeschichte)
  • Aus Luben wurde Leuben… (Stadtteilgeschichte)
  • „Malerische An- und Aussichten“ … im Stadtmuseum DD (Kunstgeschichte)
  • Von der allgemeinen Städteverordnung 1832 – 1873 (Verwaltungsgeschichte)
  • Glasmachen in Dresden… (Wirtschaftsgeschichte)
  • Turnen, Sport und Spiel in Dresden seit 1844 (Sportstadt)
  • Dresdner Schulwesen in der Weimarer Republik 1918 – 33 (Schulgeschichte)
  • Oberbürgermeister Erst Zörner und Stellvertreter Eduard Bührer
  • Lange Nächte in Elbflorenz (Alltagsgeschichte)
  • Dresdner Fayenzen aus der Sammlung des Stadtmuseums (Dokumentation)
  • „Dresden unter Wasser “ Katastrophen und Unglücke bis 1912 (Dokumentation)
  • Diskreter Versand H. Kästner (Dokumentation)

 

Dresden unter Wasser, das sieht wohl jede Generation gleich mehrmals, sogar Gaffer gab es, wie man unten links sehen kann. Ob der Bierkrug vor den Fayenzen auch eine darstellt, weiß ich nicht genau, aber solche Sammlerobjekte finden sich also im Stadtmuseum. Panorama mal anders: Der Rundblick mittels Draufsicht auf die Frauenkirche hat was. Wer erinnert sich noch, was Kästner einst versandte? Nein, nicht der Erich, der andere…

  • DNB / DZA Verlag / Stadtmuseum Dresden 2007 / ISBN: 9783-936300-42-0 / 303 Seiten

© Dresdner Bücherjunge, NZ, 11.07.2023

Der Hobble-Frank und die Räcknitzhöhe

»Da habt ihr die Bescherung!« rief er zornig. »Jetzt schtecken wir in der Patsche, grad wie Pythagoras im Fasse!«
»Das war wohl Diogenes,« verbesserte Sam.
»Schweig!« fuhr ihn Frank an. »Was verschtehst du von Diogenes! Das is der Zwerg beim Heidelberger Fasse. Ich aber meene dasjenige Faß, in welchem Pythagoras schteckte, als der große Georginenzüchter Galilei zu ihm kam und ihn bat: »Karo, Karo, gib mir meinen Leviathan wieder!« Als guter Deutscher mußt du wissen, daß das kurz nach der Schlacht im Teutoburger Walde geschah, wo Dschingis Khan dem General Moreau alle beede Beene wegschießen ließ. Das eene flog nach Blasewitz, wo es die berühmte Gustel von Blasewitz in der Nähe von Wallensteens Lager fand, und das andre nach Loschwitz ins Schillerhäuschen, wo Schiller grad damals seinen Trompeter von Sigmaringen dichtete.
Er und die Gustel haben nachher die Beene zusammengetragen und oberhalb Dresden bei Räcknitz unter vier Linden begraben. Ich bin selbst dort gewesen und habe das Denkmal, welches off seine Beene gesetzt worden is, mit meinen eegenen zwee Oogen gesehen. Is das nich Beweis genug? Willst du nu noch immer mit mir schtreiten?«
»Nein,« lachte Sam.«

(Aus DER ÖLPRINZ, Kapitel 2)

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Tellkamp, Uwe: Die Carus – Sachen

Die Carus – Sachen. Neulich stieß ich wieder mal auf Uwe Tellkamp. Es ist ein Weilchen her, da ich den dicken TURM in den Händen hatte. Damals schrieb ich sinngemäß begeistert von der Art und Weise des Schreibens dieses Dresdner Autoren und regte mich gleichzeitig darüber auf, dass Tellkamp in seiner Dresden-Beschreibung so manches Fiktives dar und neben Faktisches stellte. Der Suhrkamp / Inselverlag beschreibt das Buch als „eine Rückkehr in die Welt des Turms“.

Das Buch. Der Roman ist auch die Geschichte einer Arzt-Familie, der Vater ist Oberarzt an der Medizinischen Akademie Carl Gustav Carus und der Name dieses Gelehrten kommt nicht von ungefähr. Nun schickt Tellkamp, selbst Arzt, ein kleines Büchlein hinterher, welches diesem Carus gewidmet ist.

„Ich gehe wieder zu Carus, sagte Vater, bevor er morgens die Wohnung verließ, und musterte im Spiegel das streng geteilte Haar… Hebammentasche mit Stethoskop, Arzneiampullen, Prüfchargen für toxikologische Prüfreihen, Luer-Spritzen, Ampullensägen in den Gummislaschen, Fingerhut und Meerzwiebel-Extrakt friedlich neben Schnittenpaket, Kaffeeflasche und zwei gebügelten Stofftaschentüchern: Jetzt gehe ich wieder zu Carus, Fabian, sagte Vater feierlich, doch zurückhaltend, mache mich auf den Weg zum großen Forscher und Künstler, der aus Leipzig stammt und nach Dresden gegangen ist.“ 

(Seite 25)

So beginnt Tellkamp den fünfzigseitigen, nicht illustrierten Text, wohl aber mitten in einem umfangreich illustrierten Buch des Insel-Verlages.

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Dresdner Geschichtsbuch (5)

Dresdner Geschichtsbuch 5
  • Der ehrwürdige Rat zu Dresden… (Verwaltungsgeschichte)
  • Von der Wetzegrelle zum Theaterplatz (Stadttopographie)
  • Die letzten Elfenbeinbildhauer in Dresden (Kunstgewerbe)
  • Wohnungsgenossenschaften bis zum 2. Weltkrieg (Bauen und Wohnen)
  • Klotzsche – Dorf, Kurort, Stadt, Stadtteil (Stadtteilgeschichte)
  • Oberbürgermeister Wilhelm Külz (Persönlichkeiten)
  • Vom Werkstättenareal zum Industriegelände (Wirtschaftsgeschichte)
  • „Der Wehrmacht so nahe verwandt“ – Eisenbahn bis 1945 (Krieg)
  • VMI und Intershop (Alltagsgeschichte)
  • Das Federzimmer August des Starken (Dokumentation)
  • Die Dresdner Adressbücher (Dokumentation)
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Barockgarten Großsedlitz

Dieser wunderschöne barocke Garten versteckt sich oberhalb Heidenaus an der Elbe. Man nennt ihn auch Sachsens Versailles. Der ist einen Ausflug wert und einen guten Imbiss mit nem Bierchen bekommt man da auch.

„Der Barockgarten Großsedlitz mit dem Friedrichschlösschen liegt auf einer Anhöhe des linken Elbufers südöstlich von Dresden in Großsedlitz, das zur Stadt Heidenau im Freistaat Sachsen gehört. Der Ort liegt auf einer Hochfläche zwischen den Tälern der Müglitz im Westen und der Seidewitz im Osten, die einen Ausläufer des Osterzgebirges darstellt. Von dort hat man einen Blick auf den Elbtalkessel.

Der etwa 18 Hektar große Garten gilt als überragendes Beispiel für französische Gartenbaukunst in Sachsen; er ist einer der authentischsten Barockgärten Deutschlands und zählt zu den bedeutendsten Werken des Dresdner Barock, dessen drei führende Architekten ihn gestalteten. Bemerkenswert ist auch die Vielzahl an Pomeranzen, welche die Architektur des terrassenförmigen Gartenraumes unterstreichen.“ *

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Bornstein, Stefan R.: Brücken Bauen – Ein Memoir

Über das Leben und die Arbeit von Ärzten und Wissenschaftlern haben wir nicht nur in Biografien, sondern auch in Romanen gelegentlich gelesen und darüber hier geschrieben. Carl Gustav Carus kommt gleich dreimal vor. Einmal in Flügel der Morgenröte von Kurt Arnold Findeisen und noch einmal in den CARUS-Sachen von Uwe Tellkamp, auch Ralf Günther schrieb ihm gleich einen ganzen Roman, die Rezension zum Der Leibarzt steht schon seit 2014 hier im Blog. 

Nach diesem Arzt, der im 19. Jahrhundert in Dresden wirkte, ist die Universitätsklinik der Technischen Universität benannt, die alten Dresdner sprechen aus alter Gewohnheit immer noch meist von der MEDAK in der Johannstadt Dresden.

Ein Memoir – So lautet der Untertitel dieses Buches, die nicht unbedingt ein Zufallsfund war, denn ich entdeckte diese am Stand des Dresdner Verlages auf der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr. Der Verleger, Holger Oertel überließ es mir als Rezensionsexemplar. 

Der Verlag bezeichnet sich als Autorenverlag und beschreibt sein Anliegen dabei so:

„Im DRESDNER VERLAG verdient es jedes gut gemachte Manuskript, dessen Inhalt sich an gesellschaftliche und moralische Normen hält, in einem Buch veröffentlicht zu werden. Wir unterliegen bei der Auswahl unserer Texte keinen modischen Zwängen, sind offen für Programmvielfalt und schrecken auch vor kleinen Auflagen nicht zurück. Bei uns steht der Autor im Mittelpunkt.“

https://www.dresdner-verlag.de/unsere-philosophie

Ich weiß nicht, ob das hier vor mir liegende Buch nicht auch in anderen Verlagen herausgebracht worden wäre, aber es passt zu einem Verlag, der sich Dresdner Verlag nennt. Sicherlich ahnen es die Leserinnen und Leser, die Erwähnung von Carus, der Hinweis auf eine Autobiografie und der Verlag zeigen, hier schreibt einer seinen „Lebenslauf“, der nicht nur Mediziner ist: 

Professor Dr. med. Stefan R. Bornstein ist Direktor des Zentrums für Innere Medizin und der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Dresden sowie transCampus-Dekan am King’s College London, wurde bekannt durch seine Pionierarbeiten zu den physiologischen Grundlagen von Stress. 

Ungewöhnlich, diese lange Vorrede und das, wo doch der Professor „nicht einmal“ Dresdner ist…

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Drei Schlösser an der Elbe

Auch als Dresdner muss ich manchmal überlegen, welches der drei Schlösser am Elbhang, flussaufwärts unweit vom Waldschlößchenareal, welches ist. Das erste ist eigentlich klar, es ist das Schloss Albrechtsberg, welches jährlich die kleine Dresdner Buchmesse Dresden (er)lesen am Tag des Denkmals beherbergt, den meisten und vor allem älteren Dresdnern ist es als Pionierpalast (Walter Ulbricht) bekannt, und ja, dort bekam ich einst im Jahr 1970 ein blaues Halstuch umgebunden. Gebaut wurde es zwischen 1850 und 1854 für Prinz Albrecht von Preußen.

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Eine Moschee in Dresden?

Sicher gibt es in Dresden Moscheen. Aber diese hier, ist gar keine. Das ist das ehemalige Tabakkontor. Yenidze ist der türkische Name der Kleinstadt Genis(s)éa = Yenisaía, Yeniséa (türkisch Yenice bzw. Karasu Yenicesi, Yenice-i Karasu, engl. Schreibweise auch Yenidje) im heute griechischen Westthrakien. In Weatthrakien befanden sich bedeutende Tabakanbaugebiete. Dies gefiel dem Unternehmer Hugo Zietz und der benannte seine „Orientalische Tabak- und Cigarettenfabrik“ deshalb YENIDZE. Das war im Jahr 1886. Da laut Stadtordnung in der Innenstadt keine Fabrikgebäude entstehen, zumindest aber nicht danach aussehen sollten, machte der Fabrikant bei gleichzeitiger Werbung für die orientalischen Zigarettenmarken halt eine „Moschee“ daraus. Also der Architekt Martin Hammitzsch setzte den unternehmerischen Wunsch um. Das alles kann man hier nachlesen.*

Heute befinden sich in der Yenidze ein Kuppelrestaurant und das Yenidze-Theater, der imposante Bau beinhaltet außerdem für viele Unternehmen Büroräume. Die Restaurant-Terrasse bietet ein sehr schönen und eher weniger bekannten Blick über die barocke Altstadt. Die beiden Bilder entstanden heute während einer schönen Fahrt mit einem „befreundeten“ Motorboot. Ohne Eisenbahnanlagen ist ein Blick auf die Kuppel kaum möglich, interessant ist aber der Blick zwischen der Marienbrücke und der benachbarten Eisenbahnbrücke auf die „Dresdner Moschee“. Eine niedrigere Perspektive geht nur noch im Schlauchboot.

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