Frank, Sylvia: Nur einmal mit den Vögeln ziehn

Buntes Cover. Wolken Vögel, Fester, Mond. Feuerwerk im Nachthimmel. Ein Roman. Und ein Titel. Der Titel ist vor allem „hier“, aber vielleicht nicht nur hier bekannt. Die Melodie schwirrt sofort durch Kopf, am Stand des Mirabilis – Verlages bei Barbara Miklaw, dort in dem Palast, auf den Hängen über der Elbe… Dresden (er)lesen… Und beide verstanden wir das wortlos…

Es beginnt 1977 mit Jens, der ist damals zehn Jahre alt und kehrt die Treppe. Mann. Wie habe ich das gehasst, und natürlich keine 10 DM in der Tasche, wie der kleine Jens. Allerdings gabs dafür auch keine Quelle… zurück…

Anna Maria besitzt eine Rollfilmkamera. Das ist so ein schwarzer Kasten, wenn man den öffnet, klappt an einem Faltbalg wie bei einer Ziehharmonika das Objektiv nach vor. Die Kamera hat sie vom Großvater. Gibts das? So ein Ding war auch meine erste Kamera – auf so einen Schwarz-Weißfilm gingen zwölf Bilder, glaube ich.

Die Großmutter und der Großvater waren einst Landkaufhausbesitzer. Bis zur Enteignung, aber die Oma arbeitete weiter im ihr einst gehörenden Geschäft…

Mehr lesen

Günther Ralf, Winterherz

Die Geschichte ist kurz erzählt. Wilhelm, ein vierzehnjähriger Junge aus Berlin, wird von der Kardiologie der Charité in ein Sanatorium im Osterzgebirge, nach Bad Gottleuba überwiesen. Da er öfter schlapp macht und blaue Lippen bekommt, vermutet man einen Herzfehler. Das Sanatorium ist so ein kardiologisches, und die Kinder, die dahin kommen, haben oft nicht mehr lange zu leben.

Wilhelm, den seine Mutter mit einem Wartburg-Taxi an diesen Ort bringt, was irre teuer und zu DDR-Zeiten genauso unüblich war wie heute, trifft dort auf Ilona, eine Lehrschwester. Mann ist, die „Knorke“, würde vielleicht der Berliner sagen, aber der Autor stammt ja aus Köln und ist Wahl-Sachse…

Dann kommen die anderen Jungs und wir erleben eine Jungsgeschichte, die Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen ansprechen wird. Mädchen gibt es keine, die kommen damals abwechselnd für jeweils sechs Wochen. Aber Wilhelm war ja der Erste, einige Wochen vor Weihnachten im Jahre 19.. , und diese Ilona scheint ihn zu mögen. Unter den Jungs gibt es den Büchernarren, den etwas älteren Edgar mit einem Bild seiner Verlobten auf dem Nachtschrank und jeder Junge hat natürlich einen anderen Tick, jeder ist auch anders schwer krank.

Natürlich legt sich die „Bande“ und vor allem Wilhelm mit der Oberschwester (Schwester Oberin? – Es gab zwar kirchliche Krankenhäuser, aber dieses war wohl keins?) und mit der Oberärztin an. Und Ilona muss das gelegentlich ausbaden…

Wie die Geschichte für nicht nur diese beiden ausgeht, das wird hier nicht verraten.

Mehr lesen

Schildbach, Matthias: Burgen, Kriege, Grenzgeschichten

„Autor, Selbstverleger, gelernter Buchhändler. Passionierter Spurensucher – Heimatverbunden, Familienmensch – Kleckern, statt meckern 👌“ So steht es im Insta-Profil des Matthias Schildbach, dem ich am 10. September 23 auf Schloss Albrechtsberg begegnete. Ja, richtig, auf der feinen Buchmesse Dresden (er)lesen. Auf dem Tisch ein Modell eines alten Bombers und ein Buch mit dem Titel DIE LETZTE MISSION. Natürlich kamen wir ins Gespräch, die Recherche zum Schicksal in und bei Sachsen abgestürzten amerikanischen Bomberpiloten im April 1945 macht mich neugierig. Der Autor erzählte mir, dass dazu im nächsten Jahr eine neues Buch herauskäme, wofür ich mich, mich als Literaturblogger erkennbar gebend, gleich mal bewarb.
Ich wollte es klein angehen, die Geschichten um die zuletzt in Sachsen mit dem Schwert enthauptete Kindsmörderin Rehn, begeisterte mich nicht so sehr. Obwohl, wenn ich jetzt daüber im Internet lese, dann ist auch das ein sehr interessanter Stoff. Aber dieses schmale Heft hier mit Heimatgeschichten aus dem Landkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, reizte mich, ergänzt die schmale Broschüre doch hervorragend meine laufenden Dresdener Regalmeter.

Mehr lesen

Dresden (er)lesen 23 – Wie wars?

Zuerst einmal war es warm. Ein schöner Septembersommertag an einem der schönsten Orte Dresdens. Das Schloss Albrechtsberg, hier von der Elbe aus abgelichtet, beherbergt am Tag des Denkmals schon zum siebten Mals diese superschöne Büchermesse an einem Ort hoch über dem Elbestrom, bestaunt nicht nur von den Dampfergästen der Weißen Flotte. Die Eigentümerin, die Stadt Dresden, öffnet das Schloss für Konzerte, Bankette, Hochzeiten, Empfänge, manchmal Seminare und gelegentlich für Führungen und eben jährlich für

Literatur im Schloss

Schloss Albrechtsberg © Bücherjunge

Selbstverständlich war ich für Litterae-Artesque und Litterae-Artesque-Dresda wieder vor Ort und sah mich um. Man kennt sich. Jedes Jahr begegnen mir Freunde, die ich lange nicht sah, so manche Verlage und Autorinnen und Autoren kenne ich schon. (Neuerlich werde ich sogar als Bücherjunge_DD aus dem Netz erkannt – welch eitle Freude da aufkommt.)

Mehr lesen

PIRNA SCHREIBT – 2023

Von dieser Veranstaltung erfuhr ich kürzlich von einer lieben Bloggerfreundin aus Pirna, Josefine Gottwald arbeitet bei PIRNA SCHREIBT ehrenamtlich mit.

Das Schreibfestival vom 16. bis 25. September 2023 weist ein Format vor, welches reizt: Es wendet sich nämlich an ein Publikum ab 8 Jahre in Pirna und Umgebung, welches zum Anmelden bis zum 08. September 2023 aufgefordert wird.

Josefine Gottwald schrieb über das Schreibfestival im Literaturnetzwerk Dresden im letzten Jahr mit ähnlichem Programm.

Auf der sehr attraktiven Webseite findet sich für diese mehrtägige Veranstaltung ein Programm von neun Workshops:

  • Kurzgeschichten – präsentiert von Carl Christian Elze – Ausgehend von berühmten Kurztexten entsteht die eigne Minierzählung.
  • Junge Literatur – Charlotte Gneuss will mit vielleicht vorhanden Geschichten die Wirklichkeit berühren
  • Szenen Schreiben – übernimmt diesmal Josefine Gottwald und zeigt Schülerinnen und Schülern wie Dialoge als Herzstück von Romanen funktionieren.
  • Schreiben für Kinder – Gerda Raidt geht wieder dem Geheimnis des Geschichten-Erzählens auf den Grund
  • Poetry-Slam – Wie schreibt man sie und wie trägt man das Ergebnis vor? Der Workshop wird wieder Roman Israel gehalten. die anschließende Bühnenshow wird sicher interessant.
  • Krimiworkshop – Auf den Weg zum eigenen Kriminalroman führt Christine Sylvester
  • Das erste Mal auf Deutsch – Martina Lisa richtet den Workshop an Nichtmuttersprachlerinnen und Nichtmuttersprachler. In kleinen Schritten führt sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum kreativen Schreiben.
  • Autobiografisches Schreiben – Dr. Barbara Handke zeigt mit wenig Theorie und viel Feedback den Weg zur Formgebung von persönlichen Lebensereignissen
  • Text und Musik – ist ein interdisziplinärer Workshop, in dem Annie Lux mit Soundcollagen, Loops und anderen Dingen zeigt wie rhythmisierte Poesie entsteht.
Mehr lesen

Dresden (er)lesen – 2023

Bald ist es wieder soweit und wir dürfen das Schloss ALBRECHTSBERG nicht nur von außen bewundern. Außerdem ist in Dresden TAG DES OFFENEN DENKMALS. Die feine und kleine aber um so schönere und individuellere Buchmesse auf den Höhen des Elbhanges bietet natürlich Bücher, Bücher, Bücher aber auch vieles mehr.

Einer der Höhepunkte in diesem Jahr dürfte die „Musikalische Lesung“ zu Toni Krahls „Rocklegenden“ sein. Außerdem liest zum Beispiel Sky Du Mont aus seinen Büchern, seinen letzten sechs Büchern, steht auf der Webseite.

Schon so manches buchiges Mitbringsel habe ich ich von dort mitgebracht. Litterae – Artesque – Dresda wird berichten…

© Dresdner Bücherjunge (NZ, 03.08.2023)

Bornstein, Stefan R.: Brücken Bauen – Ein Memoir

Über das Leben und die Arbeit von Ärzten und Wissenschaftlern haben wir nicht nur in Biografien, sondern auch in Romanen gelegentlich gelesen und darüber hier geschrieben. Carl Gustav Carus kommt gleich dreimal vor. Einmal in Flügel der Morgenröte von Kurt Arnold Findeisen und noch einmal in den CARUS-Sachen von Uwe Tellkamp, auch Ralf Günther schrieb ihm gleich einen ganzen Roman, die Rezension zum Der Leibarzt steht schon seit 2014 hier im Blog. 

Nach diesem Arzt, der im 19. Jahrhundert in Dresden wirkte, ist die Universitätsklinik der Technischen Universität benannt, die alten Dresdner sprechen aus alter Gewohnheit immer noch meist von der MEDAK in der Johannstadt Dresden.

Ein Memoir – So lautet der Untertitel dieses Buches, die nicht unbedingt ein Zufallsfund war, denn ich entdeckte diese am Stand des Dresdner Verlages auf der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr. Der Verleger, Holger Oertel überließ es mir als Rezensionsexemplar. 

Der Verlag bezeichnet sich als Autorenverlag und beschreibt sein Anliegen dabei so:

„Im DRESDNER VERLAG verdient es jedes gut gemachte Manuskript, dessen Inhalt sich an gesellschaftliche und moralische Normen hält, in einem Buch veröffentlicht zu werden. Wir unterliegen bei der Auswahl unserer Texte keinen modischen Zwängen, sind offen für Programmvielfalt und schrecken auch vor kleinen Auflagen nicht zurück. Bei uns steht der Autor im Mittelpunkt.“

https://www.dresdner-verlag.de/unsere-philosophie

Ich weiß nicht, ob das hier vor mir liegende Buch nicht auch in anderen Verlagen herausgebracht worden wäre, aber es passt zu einem Verlag, der sich Dresdner Verlag nennt. Sicherlich ahnen es die Leserinnen und Leser, die Erwähnung von Carus, der Hinweis auf eine Autobiografie und der Verlag zeigen, hier schreibt einer seinen „Lebenslauf“, der nicht nur Mediziner ist: 

Professor Dr. med. Stefan R. Bornstein ist Direktor des Zentrums für Innere Medizin und der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Dresden sowie transCampus-Dekan am King’s College London, wurde bekannt durch seine Pionierarbeiten zu den physiologischen Grundlagen von Stress. 

Ungewöhnlich, diese lange Vorrede und das, wo doch der Professor „nicht einmal“ Dresdner ist…

Mehr lesen

Drei Schlösser an der Elbe

Auch als Dresdner muss ich manchmal überlegen, welches der drei Schlösser am Elbhang, flussaufwärts unweit vom Waldschlößchenareal, welches ist. Das erste ist eigentlich klar, es ist das Schloss Albrechtsberg, welches jährlich die kleine Dresdner Buchmesse Dresden (er)lesen am Tag des Denkmals beherbergt, den meisten und vor allem älteren Dresdnern ist es als Pionierpalast (Walter Ulbricht) bekannt, und ja, dort bekam ich einst im Jahr 1970 ein blaues Halstuch umgebunden. Gebaut wurde es zwischen 1850 und 1854 für Prinz Albrecht von Preußen.

Mehr lesen

Eine Moschee in Dresden?

Sicher gibt es in Dresden Moscheen. Aber diese hier, ist gar keine. Das ist das ehemalige Tabakkontor. Yenidze ist der türkische Name der Kleinstadt Genis(s)éa = Yenisaía, Yeniséa (türkisch Yenice bzw. Karasu Yenicesi, Yenice-i Karasu, engl. Schreibweise auch Yenidje) im heute griechischen Westthrakien. In Weatthrakien befanden sich bedeutende Tabakanbaugebiete. Dies gefiel dem Unternehmer Hugo Zietz und der benannte seine „Orientalische Tabak- und Cigarettenfabrik“ deshalb YENIDZE. Das war im Jahr 1886. Da laut Stadtordnung in der Innenstadt keine Fabrikgebäude entstehen, zumindest aber nicht danach aussehen sollten, machte der Fabrikant bei gleichzeitiger Werbung für die orientalischen Zigarettenmarken halt eine „Moschee“ daraus. Also der Architekt Martin Hammitzsch setzte den unternehmerischen Wunsch um. Das alles kann man hier nachlesen.*

Heute befinden sich in der Yenidze ein Kuppelrestaurant und das Yenidze-Theater, der imposante Bau beinhaltet außerdem für viele Unternehmen Büroräume. Die Restaurant-Terrasse bietet ein sehr schönen und eher weniger bekannten Blick über die barocke Altstadt. Die beiden Bilder entstanden heute während einer schönen Fahrt mit einem „befreundeten“ Motorboot. Ohne Eisenbahnanlagen ist ein Blick auf die Kuppel kaum möglich, interessant ist aber der Blick zwischen der Marienbrücke und der benachbarten Eisenbahnbrücke auf die „Dresdner Moschee“. Eine niedrigere Perspektive geht nur noch im Schlauchboot.

Mehr lesen

Böttcher über Böttger & Tschirnhaus

Schriftgut 2014 – Bücherjunge trifft Hams-Joachim Böttcher

Zwei in einer Rezension. Denn so wurden sie mir vorgestellt. Vom Autoren persönlich, auf der SCHRIFTGUT 2015 in Dresden. Hans-Joachim Böttcher schreibt über „spezielle historische Themen des mitteldeutschen Raumes“. [1] Angetan haben es ihm dem 1947 geborenen Denkmalpfleger und Heimatforscher die Sachsen. Im Dresdner Buchverlag fand er wohl seine Heimat und genau an dessen Stand lernte ich ihn bereits 2014 auf der Dresdner Schriftgut kennen.

Böttcher hat schon über Christiane Eberhardine geschrieben und über Anna, Prinzessin von Sachsen, diesmal aber sind gleich zwei andere dran. Da wäre zum ersten der „Namensvetter“ Johann Friedrich Böttger, und der mit diesem untrennbar verbundene Ehrenfried Walther von Tschirnhaus.

Mehr lesen