Wenn sich der Dresdner Bücherjunge schon nicht in Dresden aufhält, dann muss er lit(t)erarisch auf digitale Quellen zugreifen. Eine wäre dabei Literatur erleben in Dresden. Da fand ich vor einigen Tagen einen Link zum MDR, in dem von der Schließung einer Buchhandlung, die seit Jahrzehnten zum Stadtbild gehört, der St. Benno Buchhandlung geschrieben wurde. Diese liegt an sehr exponierter Stelle, auf der Schlossstraße unmittelbar am Georgentor im Zentrum der Dresdner Altstadt. Nun, die Buchhandlung gehörte nicht zu den von mir regelmäßig aufgesuchten Buchtempeln, das lag sicherlich am „Genre“ der angebotenen Literatur, gleichwohl prägte der Schriftzug St. Benno Buchhandlung Jahrzehnte das Stadtbild.
Die schwierige Handelssituation im letzten Jahr, die sich immer noch fortsetzt (das C-Wort verwende ich jetzt mal nicht), ist sicherlich prekär und insofern wäre es schön gewesen, das Bistum Dresden-Meißen hätte irgendwie einlenken können, gerade bei einer fast 100jährigen Traditionsbuchhandlung. Wenn Bischof Timmerevers sich bedauernd zur Schließung äußert, sich als Chef einer Behörde der schwerreichen eclesia catholica aber nicht mal mit der Geschäftsführerin Frau Königsmann treffen kann – im selben Gebäude, quasi in Pantoffeln – dann ist das eben sehr traurig. Die Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN) berichten, dass auch der Generalvikar des Bistums von einer „zu Ende gehenden Ära“ spricht und dass das Bistum noch keinen Plan für das freiwerdende Ladenlokal hat.
Die Geschäftsführerin hat sich über die Solidarität ihrer Leser gefreut, der Bischof und der Generalvikar bedauern die Schließung „einer verlässlichen Quelle für theologische Literatur, religiösen Bedarf, Bücher und das eine oder andere Gespräch über Gott und die Welt“: Da ist doch gehörig was schiefgelaufen. Nicht vorenthalten will ich aber die Einlassung des Bistums selbst, nach der der Ursprung eine einseitige Kündigung der Geschäftsführung der Buchhandlung war, um sich im Weiteren über die Mietpreise in exponierter Gegend der Landeshauptstadt zu äußern. Beide reden von der „seelsorgerischen Leistung“ über Jahrzehnte. Gerade die hat wohl hier besonders gelitten.

Online – Verabschiedung
Mietpreise. Schon vor einigen Monaten las ich eine besonders traurige Mitteilung, die mich, ich gebe es zu, viel persönlicher berührte, als nun gerade die St. Benno Buchhandlung. Die Nachricht lautete „Shakespeares Enkel (R) verabschieden sich“. Das empfand ich echt als Schock. Auch hier war C… und die Forderung nach einer exorbitanten, weil verdoppelten Mieterhöhung die Ursache.
Erinnern wir uns: „Eine besondere Buchhandlung öffnet am Sonnabend in der Weimarischen Straße in Pieschen. In „Shakespeares Enkel“ präsentieren ausschließlich kleine und unabhängige Verlage ihre Angebote. Insgesamt 32 Buchverlage aus ganz Deutschland beteiligen zum Start sich an diesem Projekt.“
Mit viel Liebe und so schön lauschig war diese Bücherstube eingerichtet. so manche tolle kleine Veranstaltung fand darin statt. Ob Musik, Halloween und natürlich Buchlesungen fanden dort statt. Gern erinnere ich mich an etwas, was eine Reihe hätte werden sollen: BooksMeetsPizza hieß die Veranstaltung, die zu einem Treffen Dresdner Blogger mit den Verlagen einlud. Das es extra Bücher für die Badewanne gibt, oder Geschichten per Postkarte verschickt werden können lernte ich erst dort und wenn es Buchmessen gäbe, dann wäre ein Plan zum Begehen der vielen Verlagsstände notwendig um die Enkel zu treffen.
„Nein, es war keine reine Werbeveranstaltung von salomo publishing, Edition Roter Drache, dem Familia Verlag der Krimi Edition und, jawohl, es stimmt: der Edition Wannenbuch. (Habe ich jemanden vergessen?) Kinderbuchverlag Biber & Butzemann und Fehu Fantasy waren auch dabei. Natürlich stellten Katharina & Co ihre Neuheiten vor und gaben Ausblicke von Tagebüchern und Ratgebern über „Wannenbücher“, Fantasy, Krimireihen usw.“ – So schrieb ich dann über dieses Treffen.

unvollständige Vorstellung
Nicht vergessen will ich einen meiner Leib- und Magen Verlage, denn auch der Palisander Verlag gehörte zu den Enkeln. Einmal musste Frank Goldammer seine alten Bücher loswerden. Dazu gab es eine Art Spendenaktion. Und vermutlich schrieb er sich einen Krampf in die Finger. Seitdem habe ich die Goldammer-Bibliothek, ich glaube sogar, die ist vollständig.

Frank Goldammer signiert

gemütliche Bücherecken

„unabhängiges“ Sortiment

Kopf hoch, Katharina

A_toria war eine schöne Lesung
Zwei Jahre wären es im August 2020 gewesen. Erst? Schon? Die Idee von Shakespeares Enkeln ist noch nicht vorbei, hat Katharina Salomo von Salomo Publishing versprochen, es soll damit weiter gehen. Wir werden ihr und den anderen Enkeln die Daumen drücken.
© Bücherjunge (NZ – 01. Februar 2021 – UR)
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