Schildbach, Matthias: Burgen, Kriege, Grenzgeschichten

„Autor, Selbstverleger, gelernter Buchhändler. Passionierter Spurensucher – Heimatverbunden, Familienmensch – Kleckern, statt meckern 👌“ So steht es im Insta-Profil des Matthias Schildbach, dem ich am 10. September 23 auf Schloss Albrechtsberg begegnete. Ja, richtig, auf der feinen Buchmesse Dresden (er)lesen. Auf dem Tisch ein Modell eines alten Bombers und ein Buch mit dem Titel DIE LETZTE MISSION. Natürlich kamen wir ins Gespräch, die Recherche zum Schicksal in und bei Sachsen abgestürzten amerikanischen Bomberpiloten im April 1945 macht mich neugierig. Der Autor erzählte mir, dass dazu im nächsten Jahr eine neues Buch herauskäme, wofür ich mich, mich als Literaturblogger erkennbar gebend, gleich mal bewarb.
Ich wollte es klein angehen, die Geschichten um die zuletzt in Sachsen mit dem Schwert enthauptete Kindsmörderin Rehn, begeisterte mich nicht so sehr. Obwohl, wenn ich jetzt daüber im Internet lese, dann ist auch das ein sehr interessanter Stoff. Aber dieses schmale Heft hier mit Heimatgeschichten aus dem Landkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, reizte mich, ergänzt die schmale Broschüre doch hervorragend meine laufenden Dresdener Regalmeter.

Fünfzehn Heimatgeschichten stehen drin und gleich zu Beginn lernen wir, wie das olympische Feuer nach Sachsen kam und da die DDR keine olympischen Spiele „abbekam“ und Sachsen als Grenzland für Olympia 1972 sicher nicht nutzbringend war, muss es sich wohl um 1936 gehandelt haben. War auch so. Ein riesen Spektakel in Hellendorf bei Bad Gottleuba und das Versprechen des Gauleiters Mutschmann, dass der Führer „und das gesamte deutsche Volk nur ein Ziel (kennen), der Erhaltung des Friedens in der Welt zu dienen!“ Klar. Es war der Fackellauf des olympischen Feuers und diese Tradition hat sich erhalten. Das war mir neu, also der Ursprung.

Natürlich ist auch von diesem letzten Bombenangriff am 17. April 1945 auf Dresden die Rede, wie Trümmerteile des abgestürzten Bombers bei Naundorf gefunden wurden und der Frage, wer die Männer der Besatzung waren und was mit dem einzigen Überlebenden geschah. Bis in die USA trieb es Matthias Schildbach. Diese Geschichte und die des erwähnten Bombers will Schildbach zu einem Buch vereinen. Auch das sicher ein Buch geegen das Vergessen, wenn ein Autor und Spurensucher die Nachkommen vom Schicksal der Piloten erzählen kann.
Auf eine ähnliche Such begab sich der Autor mit seinem Sohn in Flandern nach den Gräbern von im 1. Weltkrieg gefallen Dorfbewohnern. Ergreifend auch den damals Dreizehnjährigen, das Grab des Ururgroßonkels zu finden. Ergreifend auch für den Leser.

Natürlich gibt es in dem schmalen Band der nach Geister, Schlachten, Kirchenwächter eine zweite Sammlung mit Heimatgeschichten erhielt, auch um ganz andere Sachen. Die Baude auf dem Wilisch zum Beispiel und dass ich mich nicht erinnern kann, mit meinen Eltern da oben gewesen zu sein. Das ist schon ein Familien-Running-Gag, denn auch mein Bruder meinte, NIE da oben als Kind gewesen zu sein. Oder der Bahnhof in Rehefeld. Da sind wir früher noch angekommen, bis uns Opa mit den einzigen Auto in der Familie nach Holzhau ins Ferienhaus des Betriebes abholte. Heute fährt da nichts mehr.

Was gibts noch? Pascher, Schmuggler, wandernde Häuser, den Lilienstein-Obelisken, Kalkgewerbe, Rabenau, eine Wilsdruffer Kirche und die letzte siegreiche Schlacht Napoleons bei Dresden.
Nicht unerwähnt bleiben darf die Babisnauer Pappel, die mittlerweile zweihundertfünfzig Jahre alt ist. Der Blick über Dresden ist grandios und interessant die Geschichte um den, der sie einst pflanzte.

Der Bücherjunge an der Babisnauer Pappel

Vielen Dank, Herr Schildbach für das Rezensionsexemplar, Sie merke ich mir vor. 😉

© Bücherjunge (NZ, 19.09.2023)



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