Ein Besuch bei Josef Ignacy Kraszewski

Ein Besuch bei einem polnischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der den Sachsen irgendwie ans Herz gewachsen ist, weil er mal eine Trilogie geschrieben hat, die eigentlich sogar eine Pentalogie sein müsste. Zu Besuch sind wir im Kraszewski-Museum in der Nordstraße in der Dresdner Neustadt, nicht weit entfernt vom Alaunplatz.

Man hat gleich den Eindruck von einem weiter östlich gelegenem Häuschen. Wir betreten ein grüne Ruhe-Oase unmittelbar an der Prießnitz gelegen, Nebenflüsschen der Elbe, die durch den Dresdner Norden mäandert.

Seit 1863 in Dresden hat Josef Ignacy Kraszewski von 1873 – 1879 in diesem Teil der Stadt gelebt. Kraszewski, 1812 in Warschau geboren und 1887 in Genf verstorben, war ein vielseitiger Mensch und gilt als polnischer Nationalheld. Als Maler, Musiker und Schriftsteller war er unterwegs und erfolgreich. Erfolgreich heißt auch, dass er ziemlich vermögend war, andernfalls hätte er sich nicht für 20000 Taler Kaution aus preußischem Gefängnis „freikaufen“ und in die Schweiz emigrieren können. War es in früheren Jahren das zaristische Russland, dass ihn nach dem Januaraufstand 1863 in Warschau wohl gern nach Sibirien verbannt hätte, wird der sächsische Staatsbürger (seit 1869) im Jahre 1883 angeklagt, für die Franzosen spioniert zu haben.

Rund zweihundertvierzig Romane und Erzählungen hat Kraszewski hinterlassen. Dazu zählen die sogenannten Sachsen-Romane, die der wohl produktivste polnischen Schriftsteller in Dresden schrieb. Drei davon, Gräfin Cosel, Graf Brühl und Aus dem siebenjährigen Krieg wurden als die sogenannte Sachsentrilogie bekannt, verfilmt durch die DEFA als Sachsens Glanz und Preußens Gloria.

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Goldammer, Frank: Tod auf der Elbe

Gleich komme ich auf Frank Goldammer und Gustav Heller zurück, doch bei Tod auf der Elbe fällt mir gleich mal ein anderer Autor ein Uwe Wittenfeld, ein Bochumer, ließ 2014 eine Frau vom Blauen Wunder auf einen nicht namentlich genannten, aber über 125 Jahre alten Raddampfer fallen. Mauerzwillinge heißt das Buch, den Autor lernte ich auf der Dresdner Schriftgut kennen. Das war im Jahr 2016. Ebenfalls auf der Schriftgut lernte ich zwei Jahre vorher diesen Frank Goldammer kennen, damals war von Max Heller, geschweige denn von dessen Großvater Gustav nichts in Sicht.
Nachdem Goldammer sieben Bände zu den Fällen des Max Heller herausbrachte und auch die (unvollständige?) Vorgeschichte erzählte, liegt vor uns ein noch weiter zurückführendes Buch: In Tod auf der Elbe explodiert der Kessel eines Elbedampfers und Kriminalrat Gustav Heller, Rittmeister und Pferdezüchter, befindet sich in der Nähe, der Dampfer strandet an der Pillnitzer Elbinsel. Allerdings schreiben wir das Jahr 1879.

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Ebert, Sabine: Der Silberbaum – Die siebente Tugend

Tausende Seiten hat Sabine Ebert den Landen gewidmet, die man heute Mitteldeutschland nennen kann. Tausende Seiten Meißen, Erzgebirge, aber auch Thüringen, Brandenburg, Schwaben. Mit literarischen Zügen nach Italien und bis ins Heilige Land. Hat sie sich in den ersten Büchern, in der Pentalogie über die Hebamme Marthe und dem Ritter Christian, mehr den einfacheren Leuten und der aufstrebenden Meißen der dortigen Markgrafen gewidmet, wendete sie ich in weiteren fünf Büchern, Schwert und Krone, den herrschenden Fürsten zu, allen voran dem Kaiser Friedrich Barbarossa, Heinrich dem Löwen, ohne die Wettiner an der Elbe aus dem Auge zu verlieren. Die Hebamme stellt dabei eine parallele Handlung zum fünften Band von Schwert und Krone dar. Insgesamt hat sie dabei ganz knapp einhundert Jahre umrissen.

Nun hat die Erfolgsautorin die Geschichte beider Reihen fortgesetzt, denn in Der Silberbaum – die siebte Tugend führt sie ihre Leserinnen und Leser ins 13. Jahrhundert und vor allem nach Meißen und Thüringen. Wir lernen dabei den Landgraf Ludwig kennen und seine Frau, die später heilig gesprochene Elisabeth von Ungarn. Wieder einmal macht Frau Ebert kein Hehl daraus, wenn ihr bestimmte Verhaltensweisen wie hier überfromme Selbstkasteiung überaus suspekt sind.

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Günther Ralf, Winterherz

Die Geschichte ist kurz erzählt. Wilhelm, ein vierzehnjähriger Junge aus Berlin, wird von der Kardiologie der Charité in ein Sanatorium im Osterzgebirge, nach Bad Gottleuba überwiesen. Da er öfter schlapp macht und blaue Lippen bekommt, vermutet man einen Herzfehler. Das Sanatorium ist so ein kardiologisches, und die Kinder, die dahin kommen, haben oft nicht mehr lange zu leben.

Wilhelm, den seine Mutter mit einem Wartburg-Taxi an diesen Ort bringt, was irre teuer und zu DDR-Zeiten genauso unüblich war wie heute, trifft dort auf Ilona, eine Lehrschwester. Mann ist, die „Knorke“, würde vielleicht der Berliner sagen, aber der Autor stammt ja aus Köln und ist Wahl-Sachse…

Dann kommen die anderen Jungs und wir erleben eine Jungsgeschichte, die Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen ansprechen wird. Mädchen gibt es keine, die kommen damals abwechselnd für jeweils sechs Wochen. Aber Wilhelm war ja der Erste, einige Wochen vor Weihnachten im Jahre 19.. , und diese Ilona scheint ihn zu mögen. Unter den Jungs gibt es den Büchernarren, den etwas älteren Edgar mit einem Bild seiner Verlobten auf dem Nachtschrank und jeder Junge hat natürlich einen anderen Tick, jeder ist auch anders schwer krank.

Natürlich legt sich die „Bande“ und vor allem Wilhelm mit der Oberschwester (Schwester Oberin? – Es gab zwar kirchliche Krankenhäuser, aber dieses war wohl keins?) und mit der Oberärztin an. Und Ilona muss das gelegentlich ausbaden…

Wie die Geschichte für nicht nur diese beiden ausgeht, das wird hier nicht verraten.

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Goldammer, Frank: In Zeiten des Verbrechens

Schon mit dem Lesen des ersten Bandes der Geschichte um den Dresdner Kriminalkommissar Max Heller stellte sich immer wieder die Frage, wie der Mann denn durch die 12 Jahre des nationalsozialistischen sogenannten Dritten Reiches gekommen war. Mit der Zeit und mit den Einblicken in die Geschichte des Geron Rath, Hauptfigur von Volker Kutscher in bisher neun Bänden (Babylon Berlin) verstärkte sich diese Frage noch mehr:

Konnte man als Polizist, dessen Behörde der Kriminalpolizei immer mehr an den Sicherheitsdienst (SD) und die Geheime Staatspolizei (Gestapo) gekoppelt wurde oder gar darin einging, weitestgehend unschuldig ermitteln? Nun ist der Max Heller ein ganz anderer Charakter als dieser ungefähr gleichaltrige Gereon Rath.

In ZEIT DES VERBRECHENS werden wir die Antwort immer noch nicht finden, aber nun erfahren wir, wie der junge Max Heller überhaupt zur Polizei kommt. 

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Dresden (er)lesen 23 – Wie wars?

Zuerst einmal war es warm. Ein schöner Septembersommertag an einem der schönsten Orte Dresdens. Das Schloss Albrechtsberg, hier von der Elbe aus abgelichtet, beherbergt am Tag des Denkmals schon zum siebten Mals diese superschöne Büchermesse an einem Ort hoch über dem Elbestrom, bestaunt nicht nur von den Dampfergästen der Weißen Flotte. Die Eigentümerin, die Stadt Dresden, öffnet das Schloss für Konzerte, Bankette, Hochzeiten, Empfänge, manchmal Seminare und gelegentlich für Führungen und eben jährlich für

Literatur im Schloss

Schloss Albrechtsberg © Bücherjunge

Selbstverständlich war ich für Litterae-Artesque und Litterae-Artesque-Dresda wieder vor Ort und sah mich um. Man kennt sich. Jedes Jahr begegnen mir Freunde, die ich lange nicht sah, so manche Verlage und Autorinnen und Autoren kenne ich schon. (Neuerlich werde ich sogar als Bücherjunge_DD aus dem Netz erkannt – welch eitle Freude da aufkommt.)

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Max Heller 1917: Frank Goldammer hat es geschafft…

Max Heller von Frank Goldammer

Wir haben alle irgendwie darauf gewartet, die, die dem Max Heller bisher von 1944 bis 1961 gefolgt sind. Es gab immer ein paar Geheimnisse, die noch zu klären waren. Was ist Max im Großen Krieg widerfahren? Wie lernt er seine Karin kennen? Welche Rolle spielt der Schwiegervater?
Kein Geheimnis, aber bisher auch unbekannt ist die Rolle des Großvaters, Kriminalrat Gustav Heller.

Nun hat Frank Goldammer Max Hellers allerersten Fall angekündigt und führt uns In Zeiten des Verbrechens, in das Jahr 1917. Selbst schreibt er dazu:

Eine bewegende Fahrt zurück ins Jahr 1917, wo Max, verletzt und traumatisiert nach Dresden zurück kehrt. Ihr erfahrt wie aus dem zornigen, ziellosen Mann ein Polizist wird, welche Rolle sein Großvater Kriminalrat Gustav Heller dabei spielt und wie Max die Liebe seines Lebens, Karin kennenlernt.

Wir begleiten ihn durch die nächsten 7-8 Jahre in denen aus dem zornigen jungen Mann der zuerst droht in die Kriminalität abzurutschen, der Mann wird, den wir in „Der Angstmann “ kennengelernt haben. Integer, charakterfest, liebevoll. Ein Roman voller Abenteuer, Liebe, Trauer, Freude und Leid. Ich hoffe Ihr werdet Max und mich, in diesen bisher noch unbekannten Abschnitt seines Lebens begleiten.

Facebook – Frank Goldammer am 24. April 2023

Ich bin stark begeistert und sicher werde ich Franks Aufforderung, vorher den zweiten BRUCH – In eisigen Nächten (erscheint im August) lesen. Nicht nur aus Prinzip, sondern weil das dann die Wartezeit bis Oktober verkürzt. Und weil ich wissen will, was es mit diesem Bruch wirklich auf sich hat, dessen Name sicher nicht unwillkürlich gewählt ist…

© Dresdner Bücherjunge (NZ, 25.04.2023)

Kurt Arnold Findeisen und der Goldene Reiter

Kurt Arnold Findeisen wurde 1883 in Zwickau geboren und starb 1963 in Dresden. Der Schriftsteller verfasste hauptsächlich volkstümliche Romane, die seine Verbundenheit mit Sachsen und Dresden zeigen, außerdem zahlreiche Gedichtbände. Rudolf Mauersberger, ehemalige Kantor des Dresdner Kreuzchores hat Texte für den Weihnachtszyklus der Kruzianer vertont. Findeisen war ein Vielschreiber, dessen Archiv und seine Volkskunstsammlung wurde während der Luftangriffe auf Dresden vernichtet.

Uns viel vor allem sein Roman Der goldenen Reiter und sein Verhängnis einst auf. Diese stand oft mehrfach im Bücherschrank, um ihn gelegentlich verschenken zu können. In diesem lernen wir die „Goldfasanen“ des Königs (August des Starken) kennen. Liest man den Roman, dann geht man anders durch den Dresdner Zwinger den Pöppelmann erbaute und auch das Grüne Gewölbe sieht man anders, kennt man die Entstehungsgeschichte der Werke Dinglingers. Ein äußerst interessanter Roman ist Flügel der Morgenröte, in diesem lernen wir allerlei wichtiger historischer Personen kennen, beginnend bei dem Arzt Carl Gustav Carus, dem Ingenieur Andreas Schubert, dem Maler Caspar David Friedrich, Carl Maria von Weber und andere kennen.

Beeindruckend ist die Sprache, der er sich bediente, eine bildgewaltige Beschreibung seiner Dinge, das ist man heute gar nicht mehr gewohnt.

„Die Heimat ist das Herz der Welt!“

Die bisherigen Buchbesprungen findet ihr in der folgenden Liste:

© Bücherjunge (NZ, 18.04.2023)

Sabine Ebert und ihre „Sachsen-Romane“

Wer ist Sabine Ebert?
Die Bücher von Sabine Ebert

Der Begriff der „Sachsenromane“ wurde „bisher“ gebraucht für einen anderen Autor**, der sich zu seiner Zeit im 19. Jahrhundert in Dresden herumtrieb. Zumindest in der Romanreihe Schwert und Krone führt Sabine Ebert die Leserinnen und Leser auch in andere Teile Deutschlands und andere Länder. Insgesamt aber handelten ihre Romanfiguren aber in der Markgrafschaft Meißen, später dann in Leipzig (Königreich Sachsen). Vor allem aber gibt es Freiberg-Bezug. Tausende Seiten waren schon gelesen, da traf ich Sabine Ebert auf der Leipziger Buchmesse 2018 und sie gewährte mir ein Interview. Zu den folgenden Büchern gibt es bereits Rezensionen.*

  •  * Die Rezensionen liegen auf dem Blog Litterae-Artesque
  • ** von Józef Ignacy Kraszewski wird an derer Stelle noch die Rede sein.

© Bücherjunge (NZ, 02.12.2023)