Brücken – Beziehungen

Schon mehrfach waren Brücken Gegenstand des Dresdner Bücherjungen. Nachdem er über die Einweihung der Waldschlößchenbrücke schrieb, suchte er die dazugehörigen Blickbeziehungen. Brückensanierungen sind seit Jahren Thema und nun dies:

Oben links: Wikipedia

Dresdner Bücherjunge

  • Link Wikipedia – Carolabrücke: Von SG-IMBTUDD – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=152494886

NZ, 12.09.2024

Ein Besuch bei Josef Ignacy Kraszewski

Ein Besuch bei einem polnischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der den Sachsen irgendwie ans Herz gewachsen ist, weil er mal eine Trilogie geschrieben hat, die eigentlich sogar eine Pentalogie sein müsste. Zu Besuch sind wir im Kraszewski-Museum in der Nordstraße in der Dresdner Neustadt, nicht weit entfernt vom Alaunplatz.

Man hat gleich den Eindruck von einem weiter östlich gelegenem Häuschen. Wir betreten ein grüne Ruhe-Oase unmittelbar an der Prießnitz gelegen, Nebenflüsschen der Elbe, die durch den Dresdner Norden mäandert.

Seit 1863 in Dresden hat Josef Ignacy Kraszewski von 1873 – 1879 in diesem Teil der Stadt gelebt. Kraszewski, 1812 in Warschau geboren und 1887 in Genf verstorben, war ein vielseitiger Mensch und gilt als polnischer Nationalheld. Als Maler, Musiker und Schriftsteller war er unterwegs und erfolgreich. Erfolgreich heißt auch, dass er ziemlich vermögend war, andernfalls hätte er sich nicht für 20000 Taler Kaution aus preußischem Gefängnis „freikaufen“ und in die Schweiz emigrieren können. War es in früheren Jahren das zaristische Russland, dass ihn nach dem Januaraufstand 1863 in Warschau wohl gern nach Sibirien verbannt hätte, wird der sächsische Staatsbürger (seit 1869) im Jahre 1883 angeklagt, für die Franzosen spioniert zu haben.

Rund zweihundertvierzig Romane und Erzählungen hat Kraszewski hinterlassen. Dazu zählen die sogenannten Sachsen-Romane, die der wohl produktivste polnischen Schriftsteller in Dresden schrieb. Drei davon, Gräfin Cosel, Graf Brühl und Aus dem siebenjährigen Krieg wurden als die sogenannte Sachsentrilogie bekannt, verfilmt durch die DEFA als Sachsens Glanz und Preußens Gloria.

Mehr lesen

Leimert, Jochen: Lost & Dark Places DRESDEN

Über 33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte berichtet Jochen Leimert mit vielen Fotos in diesem Buch. Die meisten sind mir völlig unbekannt. So einige werde ich sicher mal mit der Fotoknipse besuchen. Zum Beispiel den Nordfriedhof mit dem Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges, oder das alte Kraftwerk im Liebetaler Grund. Viele diese Plätze sind Industriedenkmäler, das Betreten könnte schwierig sein. Auf „Betretensregeln“ weißt der Autor im Vorwort hin, nebst den Tipps für unerkanntes „unrechtmäßiges“ Fotoshooting.

Verblüffend: Unweit des Moritzburger Schlosses haben Arbeiter zu Zeiten August des Starken einen Tunnel durch einen Hügel getrieben. Da konnten die Aristokraten mit Kutschen durchrasen. Der Autor stellt die Frage, ob dies eine Geisterbahn war? 

Jedenfalls wurde das heutige Bodendenkmal auch für Szenen des Indianerfilms DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN genutzt. Die Bärenhöhle in die Black Hills wurde hier „eingerichtet“. Der Tunnel wurde auch für andere Filme genutzt.

Es gibt also einiges zu entdecken in nächsten Jahr…

Mehr lesen

Schildbach, Matthias: Burgen, Kriege, Grenzgeschichten

„Autor, Selbstverleger, gelernter Buchhändler. Passionierter Spurensucher – Heimatverbunden, Familienmensch – Kleckern, statt meckern 👌“ So steht es im Insta-Profil des Matthias Schildbach, dem ich am 10. September 23 auf Schloss Albrechtsberg begegnete. Ja, richtig, auf der feinen Buchmesse Dresden (er)lesen. Auf dem Tisch ein Modell eines alten Bombers und ein Buch mit dem Titel DIE LETZTE MISSION. Natürlich kamen wir ins Gespräch, die Recherche zum Schicksal in und bei Sachsen abgestürzten amerikanischen Bomberpiloten im April 1945 macht mich neugierig. Der Autor erzählte mir, dass dazu im nächsten Jahr eine neues Buch herauskäme, wofür ich mich, mich als Literaturblogger erkennbar gebend, gleich mal bewarb.
Ich wollte es klein angehen, die Geschichten um die zuletzt in Sachsen mit dem Schwert enthauptete Kindsmörderin Rehn, begeisterte mich nicht so sehr. Obwohl, wenn ich jetzt daüber im Internet lese, dann ist auch das ein sehr interessanter Stoff. Aber dieses schmale Heft hier mit Heimatgeschichten aus dem Landkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, reizte mich, ergänzt die schmale Broschüre doch hervorragend meine laufenden Dresdener Regalmeter.

Mehr lesen

Dresden (er)lesen 23 – Wie wars?

Zuerst einmal war es warm. Ein schöner Septembersommertag an einem der schönsten Orte Dresdens. Das Schloss Albrechtsberg, hier von der Elbe aus abgelichtet, beherbergt am Tag des Denkmals schon zum siebten Mals diese superschöne Büchermesse an einem Ort hoch über dem Elbestrom, bestaunt nicht nur von den Dampfergästen der Weißen Flotte. Die Eigentümerin, die Stadt Dresden, öffnet das Schloss für Konzerte, Bankette, Hochzeiten, Empfänge, manchmal Seminare und gelegentlich für Führungen und eben jährlich für

Literatur im Schloss

Schloss Albrechtsberg © Bücherjunge

Selbstverständlich war ich für Litterae-Artesque und Litterae-Artesque-Dresda wieder vor Ort und sah mich um. Man kennt sich. Jedes Jahr begegnen mir Freunde, die ich lange nicht sah, so manche Verlage und Autorinnen und Autoren kenne ich schon. (Neuerlich werde ich sogar als Bücherjunge_DD aus dem Netz erkannt – welch eitle Freude da aufkommt.)

Mehr lesen

Sturm, Andreas M.: Leutnant Friedrich ermittelt…

Mein Gefühl, dass es rund dreißig Jahre dauerte, bis Volkspolizisten, sei es in Uniform oder in Zivil als Angehörige der Kriminalpolizei, in Romanen wieder ermitteln „dürfen“, trügt vermutlich nicht.

Vielleicht habe ich nicht alles mitbekommen, aber, wie Kenner dieses Blogs vielleicht bemerkt haben, fing das hier mit einem gewissen Max Heller an. 

Dieser Kriminalist hatte seine Zeit von 1944 bis 1961. Ein weiterer, Tobias Falck, beginnt erst 1989, nachdem er die VP-Schule absolviert hatte und als Leutnant zum neu eingerichteten KDD – Kriminaldauerdienst – kam. Kenner der neueren Dresdner literarischen „Kriminalpolizeigeschichte“ wissen, ich schreibe hier gerade von den Romanhelden eines gewissen Frank Goldammers; ich mache mir aber gar nichts daraus, wenn dies mittlerweile als offensichtliche Werbung angesehen wird. 

Doch findet sich im Titel des Posts keiner der beiden genannten Kriminalisten, der Uwe Friedrich war mir bis zur diesjährigen Buchmesse in Leipzig noch unbekannt. Bis ich mal wieder auf Andreas M. Sturm traf, diesmal während einer Buchmessen – Krimilounge.

So kam ich gleich zu zwei Kriminalromanen, die Anfang der achtziger Jahre spielen. Anfang der achtziger Jahre in Dresden bedeutet, dass so etwas wie die Deutsche Einheit und damit der Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“ noch nicht wieder an der Tagesordnung waren. Es bedeutet auch, dass in der jüngeren Bevölkerung vor allem in den jungen Gemeinden der evangelischen Kirche sich eine Art Opposition bildete; Freiheit und Umweltschutz wurden zu Begriffen, die dort mehr und mehr diskutiert wurden. 

Mit meinen damals neunzehn Jahren kam ich in Dresden-Leuben erstmals zu einem Konzert mit dem Liedermacher Gerhard Schöne, mich hatte ein Lehrling und Kumpel aus der Berufsschule mitgenommen. 

Aber hier geht es nicht um mich und nur in ganz anderer Art und Weise um Musik…

Vorsicht! Spoiler!

Mehr lesen

Meine Katzen. Von Erich Kästner

Da sitzt sie, die Mimi, eine Dresdner Katze, neben einem Katzenbuch. Nein, nein, nicht eines von diesem Katzenkrimischreiber A.P. sondern eines, zu dem gerade eine Dresdner Katze passt

Eigentlich interessieren mich Katzenbücher gar nicht. Doch hier es geht um die Katzen von Erich Kästner. Obwohl der Dichter erst zum Katzenhalter wurde, als er gar nicht mehr in Dresden lebte. 

Bei Kästner gab es da den Kater Maximilian, Mäcki genannt, den er auch gezeichnet hat. Dann gab es, benannt nach einem schwarzhaarigen Stummfilmstar Pola Negri (!), die Katze Pola, deren eines Junge erst Oskar von Mendel und später nur noch Butschi gerufen wurde nach einer Comic Figur. Später hatte er eine mollige Katze, die nach Gina Lollobrigida nur Lollo genannt wurde. Auch die hatte Nachkommen, unter anderen eine Anastasia: Anna gerufen. Diese Katze soll Erich besonders geliebt haben. Das Katzenquartett hat Silvia List im Vorwort zu MEINE KATZEN vorgestellt.

Diese vier hat Kästner immer wieder erwähnt, in Briefen, kurzen Gedichten und in Erzählungen, in die er sie einmontierte. Zum Beispiel in kurzen Nachrichten oder Briefen wenn er erwähnt,

  • „Die Katzen, außer Lollo, haben aufgewärmtes Tatar gefressen,
  • Butschi terrassiert noch, die anderen drei sind inwändig“

Die Lebensgefährtin und Biografin Luiselotte Enderle (man beachte den Vornamen) hat einen ganzen Kasten solcher „Katzennotizen“ aufgerufen.

Mehr lesen

Dresdner Geschichtsbuch (6)

  • Eingemeindungen nach Dresden – Ein historischer Überblick (Verwaltungsgeschichte)
  • Aus Luben wurde Leuben… (Stadtteilgeschichte)
  • „Malerische An- und Aussichten“ … im Stadtmuseum DD (Kunstgeschichte)
  • Von der allgemeinen Städteverordnung 1832 – 1873 (Verwaltungsgeschichte)
  • Glasmachen in Dresden… (Wirtschaftsgeschichte)
  • Turnen, Sport und Spiel in Dresden seit 1844 (Sportstadt)
  • Dresdner Schulwesen in der Weimarer Republik 1918 – 33 (Schulgeschichte)
  • Oberbürgermeister Erst Zörner und Stellvertreter Eduard Bührer
  • Lange Nächte in Elbflorenz (Alltagsgeschichte)
  • Dresdner Fayenzen aus der Sammlung des Stadtmuseums (Dokumentation)
  • „Dresden unter Wasser “ Katastrophen und Unglücke bis 1912 (Dokumentation)
  • Diskreter Versand H. Kästner (Dokumentation)

 

Dresden unter Wasser, das sieht wohl jede Generation gleich mehrmals, sogar Gaffer gab es, wie man unten links sehen kann. Ob der Bierkrug vor den Fayenzen auch eine darstellt, weiß ich nicht genau, aber solche Sammlerobjekte finden sich also im Stadtmuseum. Panorama mal anders: Der Rundblick mittels Draufsicht auf die Frauenkirche hat was. Wer erinnert sich noch, was Kästner einst versandte? Nein, nicht der Erich, der andere…

  • DNB / DZA Verlag / Stadtmuseum Dresden 2007 / ISBN: 9783-936300-42-0 / 303 Seiten

© Dresdner Bücherjunge, NZ, 11.07.2023

Der Hobble-Frank und die Räcknitzhöhe

»Da habt ihr die Bescherung!« rief er zornig. »Jetzt schtecken wir in der Patsche, grad wie Pythagoras im Fasse!«
»Das war wohl Diogenes,« verbesserte Sam.
»Schweig!« fuhr ihn Frank an. »Was verschtehst du von Diogenes! Das is der Zwerg beim Heidelberger Fasse. Ich aber meene dasjenige Faß, in welchem Pythagoras schteckte, als der große Georginenzüchter Galilei zu ihm kam und ihn bat: »Karo, Karo, gib mir meinen Leviathan wieder!« Als guter Deutscher mußt du wissen, daß das kurz nach der Schlacht im Teutoburger Walde geschah, wo Dschingis Khan dem General Moreau alle beede Beene wegschießen ließ. Das eene flog nach Blasewitz, wo es die berühmte Gustel von Blasewitz in der Nähe von Wallensteens Lager fand, und das andre nach Loschwitz ins Schillerhäuschen, wo Schiller grad damals seinen Trompeter von Sigmaringen dichtete.
Er und die Gustel haben nachher die Beene zusammengetragen und oberhalb Dresden bei Räcknitz unter vier Linden begraben. Ich bin selbst dort gewesen und habe das Denkmal, welches off seine Beene gesetzt worden is, mit meinen eegenen zwee Oogen gesehen. Is das nich Beweis genug? Willst du nu noch immer mit mir schtreiten?«
»Nein,« lachte Sam.«

(Aus DER ÖLPRINZ, Kapitel 2)

Mehr lesen