Archiv der Kategorie: BlogPost

ROTER RABE zum Zweiten…

Bloggertreff LBM 2015

oder eine freundschaftliche Entgegnung am 07. Februar 2019

Mit Spannung erwartete ich die Buchbesprechung zum ROTEN RABEN eines Bloggerkollegen aus dem bayerischen Raum. Grade eben ist sie erschienen, die Besprechung der Kleinen literarischen Sternwarte ASTROLIBRIUM von Arndt Stroscher. Seine Rezensionen zeichnen sich gegenüber so vielen der oft einem allgemeinen Schema folgenden Buchbesprechungen aus, auch, oder vor allem, weil man sie hören kann. Auf LITERATUR RADO HÖRBAHN. Großes Format. Wirklich.

Oft, ja meistens verstehen wir uns gut, haben ähnlich Ansichten, interpretieren Texte derselben Bücher. Kennengelernt haben wir uns durch den Roman JUDAS von AMOS OZ. Dieses Buch führte zu einem ersten Treffen auf der Leipziger Buchmesse 2015.

Vor einigen Jahren richtete sich der Fokus auf den Dresdner Autor Frank Goldammer. Mit seiner Max – Heller – Reihe, verlegt im DTV, kam er auf einer hohen Wolke im literarischen Himmel der historischen Kriminalromane an.

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Frank Goldammer & Max Heller

Max Heller Reihe (fünf von sieben)

Im Jahre 2016 gelang einemmalernden Vielschreiber aus Elbflorenz der lang erarbeitete Durchbruch. Mit Max Heller schuf Frank Goldammer eine Figur, die zum Identifizieren taugt. Der Kriminalpolizist arbeitet in Dresden und ohne gleich zu viel zu verraten, seine Geschichte soll in etwa siebzehn Jahre betragen. Sie beginnt im Dezember 1944, als DER ANGSTMANN in Dresden umgeht, zumindest geben die Dresdner dem möglichen Serienmörder diesen Namen. Erst nach Kriegsende wird Max Heller, Weltkriegsveteran und kriegsuntauglich für den zweiten dieser Kriege, ermitteln, was es mit dem Angstmann auf sich hat. Heller steht ständige zwischen Ermittlungen, der sowjetischen Militäradministration, seinen Vorgesetzten, erst die des Reichskriminalamtes (Reichsicherheitshauptamt und damit der SS), später die der Kriminalpolizei in der Deutschen Volkspolizei und später seinen Söhnen, einer als Rechtsanwalt im Westen, der andere bei der Staatsicherheit im Osten Deutschlands. Zum Zeitpunkt des Baus der Mauer wird Max Heller 60 Jahre alt sein und die Zeit der Pension ist nahe.

Laut Frank Goldammer werden die letzten beiden Bände in diesem Jahr erscheinen und damit die Entscheidung über den Verbleib der Hellers in der DDR fallen.

DER ANGSTMANN geht ab Herbst 1944 in Dresden um, der Kriminalpolizist Heller wird auf den Fall der grausam zugerichteten Leiche einer Krankenschwester angesetzt. Die Ermittlungen dauern an und werden immer komplizierten, vor allem als am 12. und 13. Februar 1945 der Feuersturm der anglo-amerikanischen Bomberverbände über Dresden braust. Eindrucksvoll die Beschreibung wie Heller durch die brennende Ruinen irrt. Hier findet ihr die Rezension.

Im Jahr 1947 wird in der Dresdner Neustadt ein Rotarmist ermordet. Die sowjetische Militäradministration will die deutschen Polizisten dabei nicht unbedingt mitspielen lassen und schafft die Leiche schon mal weg. Heller findet am Tatort einen Rucksack mit dem Kopf eines Mannes. Wohnungsnot, Hungersnot, klirrende Kälte im zweiten Nachkriegswinter. Verwahrloste Kinder und Jugendliche in der Dresdner Heide. War es im Angstmann der Dresdner Feuersturm, so sind es hier die Erlebnisse mit diesen Kindern, die die Leserin, den Leser den Atem anhalten lassen. Und ein Konzert im Kulturhaus Bühlau. TAUSEND TEUFEL haben viele Menschen in den letzten Jahren erlebt. Für die Kinder sind es die „Russen“; für den sowjetischen Offizier Saizev die „Deutschen“. Lest die Rezension.

Diesmal ermittelt Heller in der Gegend, in der der Dresdner Bücherjunge aufwuchs, in Löbtau und Coschütz. VERGESSENE SEELEN hausen im Jahr 1948 in der Stadt. Kinder bilden Banden, Diebstahl von Holz und Kohle sind an der Tagesordnung. Als der Sohn eines heimgekehrten Kriegsgefangenen das Leben verliert, sind es die Kriegserlebnisse des sturzbetrunkenen Vaters, die in diesem Band Heller und die Leserschaft erschüttern. Eine Rezension, die durch diverse Textauszüge dies beweisen will.

Was ist ein ROTER RABE? Das erläutert Frank Goldammer im vierten Roman der Max-Heller-Reihe. Der Kalte Krieg ist endgültig ausgebrochen, Deutschland ist nicht mehr nur in Besatzungszonen geteilt, inzwischen existieren zwei deutsche Staaten. Die Angst vor Spionen geht 1951 auf beiden Seiten um, die Angst vor dem Einsatz von Atombomben und Geheimnisverrat zum Beispiel im Zusammenhang mit der sowjetisch-deutschen-Aktiengesellschaft Wismut (SDAG), die Im Erzgebirge und sogar in Dresden Gittersee Uran abbaut. Gibt es hier einen Doppelagenten? Alexander Saizev tritt wieder auf den Plan, den Heller schon von Beginn an kennt. Hellers Frau Karin besucht in den vierzehn erzählten Tagen den Sohn Erwin im Westen…  Genaueres findet sich in der Rezension. Außerdem gab es eine Bloggerdiskussion, welche mit veröffentlicht wurde. Hier meine Rezension und Entgegnung auf die Buchbesprechung von Arndt Stroscher.

Der JUNI 53 ist bekannt geworden als der Monat, in dem Arbeiter in der DDR auf die Straße (17. Juni) gehen um für die Rücknahme von Normerhöhungen zu demonstrieren. Später wird man vom „Volksaufstand“ sprechen. Goldammer zeigt uns die Geschehnisse in Dresden etwas differenzierter, indem er Max Heller ab 18. Juni im Mord an einem Betriebsleiter ermitteln lässt. Das Politische kommt, wie immer, nicht zu kurz, wie immer, denn spätestens hier ist merkbar, dass Frank Goldammer sich ganz bestimmte herausragende Jahre vornimmt. Den Kontext zum JUNI 53 versucht in Teilen die Rezension zu erklären.

Mit Spannung erwarten wir Band 6. In VERLORENE ENGEL geht es um Vergewaltigung und Mord. Aber sind es wirklich desertierte Soldaten der Roten Armee gewesen? Hellers Familie scheint in den Strudel mit hinein zu geraten.

© Der Bücherjunge

(NZ – 14. Februar 2021 – UR)

Waldschlößchenbrücke

FÄRDSCH isse, de Brügge!
oder 
KaratekaDD erklärt die Sache mit der Brücke

So hieß die Überschrift am 26. August 2013 auf unserem Blog Litterae – Artesque. Der Zusatz „KaratekaDD erklärt…“ verweist auf diverse eigene Schreibergüsse, aber die könnt ihr hier selber nachlesen. Die Waldschlößchenbrücke hat Dresden unrühmlich berühmt gemacht. Also berühmt war Dresden ja bereits vorher, aber eine deutsche Großstadt, eine Landeshauptstadt, braucht gelegentlich einen Skandal, der in den Köpfen bleibt.  Hier nun der leicht redigierte Post aus dem Jahr, an dem die „Brügge färdsch“ wurde.

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Brückenansichten

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Leipzig liest?

Logo 2019

Klar wird Leipzig lesen. Mehr denn je. Was soll man denn auch tun.  Die Buchmesse ist nun abgesagt. Nichts da mir 2020 und drei Tagen Leipzig.

„Die pandemische Entwicklung und die damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen und Reisebeschränkungen machen eine weitere Planung der Leipziger Buchmesse für Aussteller, Programmteilnehmer und die Leipziger Messe unmöglich.“

 

Hier dazu die Sächsische Zeitung und demnächst einen Post zu meinen bisherigen Buchmessen-Besuchen.

 

 

(C) Bücherjunge (NZ. – 02. Februar 2021 – UR)

Wenn Buchhandlungen schließen

Screenshot MDR

Wenn sich der Dresdner Bücherjunge schon nicht in Dresden aufhält, dann muss er lit(t)erarisch auf digitale Quellen zugreifen. Eine wäre dabei Literatur erleben in Dresden. Da fand ich vor einigen Tagen einen Link zum MDR, in dem von der Schließung einer Buchhandlung, die seit Jahrzehnten zum Stadtbild gehört, der St. Benno Buchhandlung geschrieben wurde. Diese liegt an sehr exponierter Stelle, auf der Schlossstraße unmittelbar am Georgentor im Zentrum der Dresdner Altstadt. Nun, die Buchhandlung gehörte nicht zu den von mir regelmäßig aufgesuchten Buchtempeln, das lag sicherlich am „Genre“ der angebotenen Literatur, gleichwohl prägte der Schriftzug St. Benno Buchhandlung Jahrzehnte das Stadtbild.

Die schwierige Handelssituation im letzten Jahr, die sich immer noch fortsetzt (das C-Wort verwende ich jetzt mal nicht), ist sicherlich prekär und insofern wäre es schön gewesen, das Bistum Dresden-Meißen hätte irgendwie einlenken können, gerade bei einer fast 100jährigen Traditionsbuchhandlung. Wenn Bischof Timmerevers sich bedauernd zur Schließung äußert, sich als Chef einer Behörde der schwerreichen eclesia catholica aber nicht mal mit der Geschäftsführerin Frau Königsmann treffen kann – im selben Gebäude, quasi in Pantoffeln – dann ist das  eben sehr traurig. Die Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN) berichten, dass auch der Generalvikar des Bistums  von einer „zu Ende gehenden Ära“ spricht und dass das Bistum noch keinen Plan für das freiwerdende Ladenlokal hat.

Die Geschäftsführerin hat sich über die Solidarität ihrer Leser gefreut, der Bischof und der Generalvikar bedauern die Schließung „einer verlässlichen Quelle für theologische Literatur, religiösen Bedarf, Bücher und das eine oder andere Gespräch über Gott und die Welt“: Da ist doch gehörig was schiefgelaufen. Nicht vorenthalten will ich aber die Einlassung des Bistums selbst, nach der der Ursprung eine einseitige Kündigung der Geschäftsführung der Buchhandlung war,  um sich im Weiteren über die Mietpreise in exponierter Gegend der Landeshauptstadt zu äußern. Beide reden von der „seelsorgerischen Leistung“ über Jahrzehnte. Gerade die hat wohl hier besonders gelitten.

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Madonna auf dem Theaterplatz – Ein Rückblick

ELEKTRA

Die Madonna, also die Sixtinische Madonna, hängt ja nicht weit vom Theaterplatz in Dresden, nämlich in der Gemäldegalerie der Alten Meister.  Dazu gab es auch ein sehr schönes musikalisches EPOS, welches die Rockgruppe ELEKTRA am 15. August 2014 auf dem Theaterplatz aufführte.

Die Auführung

Es war gerade Stadtfest. Dieses Konzert durfte man sich nicht entgehen lassen. Auf LITTERAE – ARTESQUE habe ich davon erzählt. Damals war KUNDI noch mit dabei.

© Der Bücherjunge (NZ – 02. Februar 2021)

Ute Lemper trifft Marlene Dietrich

Ein besonderes Konzert, finde ich, bot sich dem Dresdner Publikum am 08. November 2019 im neuen Ostradome im Messegelände Dresden. Ein Weltstar hat ein Rendezvous mit einem Weltstar. Ute Lemper trifft Marlene Dietrich. Nach dreißig Jahren, so erzählt Ute Lemper am Ende des außergewöhnlichen Konzertes, „traut“ sie sich nun, als „Marlene“ aufzutreten und ihrem Publikum zu erzählen, was Marlene Dietrich ihr im Jahre 1987 am Telefon in Paris in drei Stunden enthüllte. Damals war Ute Lemper 24 Jahre alt und man schrieb von ihr als der „neuen Marlene“ in Paris. Das Programmheft führt zu diesem Konzert aus:

Diese Hommage wird zu einer musikalischen Zeitreise und persönlichen Erzählung über zwei beeindruckende Frauen und ihre Geschichten.

Erinnerungen werden wach: Sag mir wo die Blumen sind – Die Antwort weiß ganz allen der Wind – Ich bin die freche Lola – Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt – Lili Marleen – Ruins of Berlin – Just a Gigolo: Und Ute / Marlene erzählt aus dem Leben einer Diva.

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Sterne und die LTI

 

Im Jahr 1946 schrieb ein Dresdner Professor die erste Kritik an der Lingua Tertii Imperii, der Sprache des Dritten Reiches. Der Philologe Victor Klemperer hatte als Jude den Krieg in Dresden glücklicherweise überlebt. Damit war er nicht der Einzige, aber einer unter sehr wenigen. Das ausgerechnet der Feuersturm über Dresden im Februar 1945 es dem Ehepaar Klemperer ermöglichte, sich den gelben Stern von der Kleidung zu reißen, sollte doppelt mahnen und nachdenklich machen.

Vor allem jene, die diesen unsäglichen Vergleich für angebracht halten, der durch die Aufschrift des Sterns auf diesem Bild dokumentiert ist.

Gerade Träger dieses Sterns, als in diesem noch das Wort JUDE stand, wurden diversen medizinischen Impf- und Serumversuchen unterzogen und wenn sie nicht dabei starben, dann anschließend in den Gaskammern, inzwischen zu schwach um noch arbeiten zu können.

Das Tragen des „Dresdner Sterns“, und mich schüttelt es, dies zu schreiben, impliziert einen Vergleich der Diskussion um zukünftigen Impfschutz als Anlass der Corona-Pandemie mit den Versuchen von Mengele & Co. Erschütternd auch, dass ich dies in Kreisen meiner Bekanntschaft fand.

Es erübrigt sich an sich, hier die rechtmäßige, auch in einer friedlichen Versammlung unter freiem Himmel (für alle Deutschen! – Bürgerrecht nach Artikel 8 GG) sachliche Diskussion um flächendeckende Impfungen gegen Covid-19 und Gründe für deren Ablehnung durch Teile der Bevölkerung zu erwähnen. Die das Recht dazu allerdings mit Füßen treten, wenn sie die körperliche Unversehrtheit anderer (Art. 2 Abs. 2 GG) gefährden durch Erhöhung von Ansteckungsfaktoren, wie auch immer die genannt werden. Damit stehen sich Art 2 Abs 2 und Art. 8 gegenüber worin sie ihre Schranken finden, woran auch die Polizeifestigkeit des Artikels 8 nichts ändert.

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