Pötzsch, Christoph: Wahre Geschichten…

um das unbekannte Dresden

Dresden gehört sicher zu den am häufigsten beschriebenen Städten. Da kommt es fast einer Sensation gleich, dass mit diesem Buch ein Werk erscheint, in dem wahre Geschichten erzählt werden, die bisher kaum bekannt sind – Episoden, die sich mitunter nur einen Steinwurf entfernt von solchen immer wieder vorgestellten weltberühmten Gebäuden wie Frauenkirche, Zwinger oder Semperoper ereignet haben: Seltsame Schicksale, große Lebensentwürfe, bizarre Ereignisse, Spaßiges und Schreckliches. Geschichten, die drohen, vergessen zu werden, wenn man sie nicht erzählt, und die eine Stadt erklärbar machen.“ 

(Schutzumschlag)

Warum macht einer einen Blog zu Literatur, die nur mit Dresden zu tun hat? Weil er da geboren wurde? Aber in den Bücherschränken von Großeltern und Eltern standen verschiedenste Werke rum. Da wäre zum Beispiel DAS ALTE DRESDEN zu nennen von Fritz Löffler. Gesucht und viel verkauft.

Für mich war es DER GOLDENE REITER, den ich vor Jahren las. Vor Kurzem war hier davon die Rede. Im Laufe der Zeit bekam ich so manches Büchlein geschenkt. 

Nun aber fand ich im Regal ein Büchlein aus dem Tauchaer Verlag. WAHRE GESCHICHTEN um das UNBEKANNTE DRESDEN. Der Autor, Christoph Pötzsch, hat einen Hang zu den Besonderheiten von Elbflorenz, das zeigen Titel anderer Bücher, so schrieb er über Schicksale auf dem Eliasfriedhof und dem Tolkewitzer Friedhof…

Das Titelbild auf dem Cover ist bezeichnend. DER BOGENSCHÜTZE, welcher da gegenüber der Brühlschen Terrasse am Elbufer steht. Das Einzeldenkmal war eines von vielen, welches die Verteidigung des nationalsozialistischen Vaterlandes auf heldische Art und Weise innerhalb einer Versammlungsstätte symbolisieren sollte. Weiß das jemand? Eher nicht. Es sei denn, man liest in diesem Büchlein solche Geschichten.

In der Schlossstraße stand ein berühmtes Hotel, das POLOGNE. Es stand da, wo heute „Schreibwaren“ verkauft werden. In diesem Hotel stiegen ständig berühmte Leute ab. Unter anderem der Sieger der Trafalgarschlacht. Lord Nelson weilte als Liebhaber einer Lady Hamilton in Dresden. Aha. Trafalger fand aber erst später statt, dannach war es dem Admiral nicht mehr möglich, Dresden zu besuchen. Aber als er in der Schlossstraße mit diesem Frauenzimmer abstieg, gafften die Bürger auf das Hotel, wie früher die Jungs in Leipzig auf das A_TORIA, wenn die Deutsche Nationalmannschaft (West) zu Gast war.

Chopin komponierte seinen Abschiedswalzer in As-Dur – Opus 69 in Dresden. Es war der Abschied von einen schönen Dresdner Mädchen. Dass Frederic mit einer gewissen George Sand verbandelt war, als deren Urgroßvater Friedrich August I., genannt der Starke gilt, führt plötzlich nach Dresden zurück.

In Blasewitz steht eine Villa, die wurde nach Adolf Rothermund benannt. In dieser sprang während der Schauspielprüfung ein gewisser Rolf Ludwig aus dem Fenster. Das brachte seinen Prüfer, den berühmten Erich Ponto, aus dem Fenster schauend zu dem Ausruf: „Aug-ge-nommen!“

Ernster geht es zu, wenn Pötzsch vom Henry Schmidt erzählt, dem Organisator der Deportation Dresdner Juden, der erst 1986 verhaftet und dann verurteilt wurde. Oder wenn es um die Sophienkirche geht, die Jahrhunderte den Postplatz zierte.

Möge so manches bekannt gewesen sein, die Zusammenhänge waren es eher nicht.

Ein Kleinod im Dresden-Regal.

PS: Der oben genannte Schreibwarenladen heißt „Carandache“. Das heißt Bleistift. Aber weil man dort auch Mont-Blanc-Füller, oder besser Füllfederhalter verkauft, ist noch ein Hauch Exklusivität vorhanden.

  • DNB / Tauchaer Verlag / 1.2010 / ISBN: 978-3-89772-177-7 / 80 S.
  • veröffentlicht unter Litterae – Artesque am 24.02.2019

© Dresdner Bücherjunge (NZ, 20.04.2023)

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