Baum, Beate: Dresdner Geschäfte

Litterae-Artesque rezensiert

Es ist erst wenige Tage her, da saßen wir im „Lloyds“, einem sehr schönen Café am Martin-Luther-Platz, und unterhielten uns über die Dresdner Neustadt, über die Kirsten-Bertram-Romane und was Beate Baum aus dem Ruhrgebiet über das Sauerland und Erfurt nach Dresden einst trieb. 

Im „Lloyds“ beginnt der Roman Dresdner Geschäfte, dem dritten Roman der Reihe um Kirsten Bertram und ihre Freunde Dale Ingram und Andreas Rönn. Kirsten und Andreas sind Journalisten, Dale ist Privatdetektiv und Amerikaner. In dieser „Dreiecksbeziehung“ spielen sich die bisherigen acht Romane der Reihe ab. Einige davon wurden hier auf unserem Blog bereits besprochen.

Beate Baum empfindet Dresdner Geschäfte zwar nicht als besonders gelungen, dafür aber war er bisher auf dem Buchmarkt erfolgreich. Das sagt dieAutorin selbst, aber kommen wir doch nun zu diesem Roman selbst, der erst kürzlich wieder neu aufgelegt wurde im eigenen Redstart-Label.

Kirsten will sich mit Dale treffen, sie sind im Lloyds am Martin-Luther-Platz verabredet. Doch der kommt nicht. Also geht sie zu ihm. Über die Böhmische Straße erreicht sie die Alaunstraße und kommt über diese zum Albertplatz. In der ehemals gemeinsamen Wohnung (Haus?*) findet sie den Privatdetektiv ziemlich leblos vor, es sieht nach Suizid aus. Weil sie ihn für diesen Andreas Rönn verlassen hat?

In der Dresdner Neustadt mit Kirsten Bertram & Beate Baum

Nur sieht dies ihm gar nicht ähnlich. Woran hat er zuletzt gearbeitet? Es geht um die Pflege in Altenheimen. Um Menschen, die einen Betreuer (ehemals Vormund genannt) zugeteilt bekommen haben. Wenn die vermögend sind, dann lassen sich bestimmt Geschäfte machen. Wem war der Amerikaner auf der Spur?Andreas und Kirsten „ermitteln“, äh, „recherchieren“ einen anderen Fall. Kann es sein, dass Billig-Discounter in und um Dresden mit gestohlenen Waren beliefert werden? Nun wenden sie sich den Altenheimen zu. Gab es einen Mordversuch?

Kriminalhauptkommissar Hantzsche mag diese „Selbstständigkeit“ natürlich gar nicht… Dale liegt erst einmal im Koma, die Barbiturate, die man feststellt, werden schon mal als Epilepsiemedikamente in Pflegeheimen verwendet… Natürlich begeben sich Andreas un Kirsten in unangenehme und gefährliche Situationen, sie hangeln sich quer durch Dresden auch am Rande der Legalität entlang und versuchen in umfriedeten Grundstücken in den daurauf befindlichen verschlossenen Gebäuden ohne Schlüssel Erkenntnisse zu gewinnen.

Da diese Dreiecksbeziehung das Grundmuster der Krimireihe ausmacht, muss das Ganze gut ausgehen, denn acht Romane wurden ja bereits veröffentlicht, der Neunte ist in Arbeit…

* * * 

Geht man durch die Buchhandlungen der Republik findet man immer „Regionalregale“, denn Regionalkrimis sind weiterhin begehrt. In Dresden gehts natürlich um Dresden. Auf die Romane Weltverloren und Häuserkampf stieß ich vermutlich auf der ersten SCHRIFTGUT, die ehemalige Buchmesse in Dresden, die ich im November 2014 besuchte. Die Rezensionen zu beiden Romanen entstanden auch gleich in den Wochen danach. Erst Jahre später begegnete ich wieder auf die Autorin im Netz. Lange vorgenommen, lernte ich Beate Baum dann im letzten Dezember während einer Lesung zum Krimitag kennen.

Inzwischen habe ich so eine Art Affinität entwickelt zu Autoren, die Dresdner und doch keine sind. Neben Beate Baum sind da Ralf Günter und Uwe Wittenfeld zu nennen. Beate kam aus Dortmund, Ralf aus Köln und Uwe aus Bochum. Ralf und Beate wohnen auch in Sachsen, Beate sogar in der Dresdner – Neustadt und ihre Liebe zu ihr merkt und hört man ihr an. Das ist auch der Grund, dass ich gleich mal durch die Neustadt zog, um „schnell“ ein paar Bilder für diesen „Bücherbericht“ zu bekommen. So wie diese hier:

Mit Beate Baum und Kirsten Bertram auf den Spuren Erich Kästners

Manchmal entsteht das Gefühl „journalistischer Schnellschreibe“ beim Lesen der Baum-Romane, sie lesen sich auch fortschreitend immer schneller. Das Lesen verändert sich aber, kennt man diese oder jene Vorlieben der Autorinnen oder Autoren. Es ist ein anderes Lesen, viel persönlicher. Das merke ich auch beim Nachlesen der Blog-Beiträge aus dem Jahr 2014. Nun kann man nicht alle kennen lernen, es sind die sächsischen Autoren, die mir vermehrt über den Weg laufen, wie Francis Mohr oder Willi Hetze oder Frank Goldammer oder hier eben Beate Baum, deren Dresden rechts außen mich 2020 besonders ansprach und berührte.

Es bleiben hier ein paar (rhetorische) Fragen: Wo soll sich das Haus* von Dale Ingram befinden, in dem Kirsten den Freund findet, am Albertplatz? Und wieso hat der Privatdetektiv in Deutschland einen Waffenschein? Oder hat er gar keinen? Musste Kirsten diese an sich nehmen und dann damit rumfuchteln? Oder hat hier nur der Beruf des Bloggers wieder durchgeschlagen? Und nicht zuletzt: Wieviel Kirsten Bertram steckt in der Reisejournalistin Beate Baum?

Für die Bilder auf den Postkarten unternahm ich einen Neustadt-Osterspaziergang, von dem ich hier erzähle.

*Das Haus von Dale Ingram befand sich da, wo nun das Simmel – Einkaufszentrum am Alberplatz, links neben dem Verkehrsbetriebe – Hochhaus steht.

© Dresdner Bücherjunge (NZ – 13.04.2023)

2 Gedanken zu „Baum, Beate: Dresdner Geschäfte

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