Bornstein, Stefan R.: Brücken Bauen – Ein Memoir

Über das Leben und die Arbeit von Ärzten und Wissenschaftlern haben wir nicht nur in Biografien, sondern auch in Romanen gelegentlich gelesen und darüber hier geschrieben. Carl Gustav Carus kommt gleich dreimal vor. Einmal in Flügel der Morgenröte von Kurt Arnold Findeisen und noch einmal in den CARUS-Sachen von Uwe Tellkamp, auch Ralf Günther schrieb ihm gleich einen ganzen Roman, die Rezension zum Der Leibarzt steht schon seit 2014 hier im Blog. 

Nach diesem Arzt, der im 19. Jahrhundert in Dresden wirkte, ist die Universitätsklinik der Technischen Universität benannt, die alten Dresdner sprechen aus alter Gewohnheit immer noch meist von der MEDAK in der Johannstadt Dresden.

Ein Memoir – So lautet der Untertitel dieses Buches, die nicht unbedingt ein Zufallsfund war, denn ich entdeckte diese am Stand des Dresdner Verlages auf der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr. Der Verleger, Holger Oertel überließ es mir als Rezensionsexemplar. 

Der Verlag bezeichnet sich als Autorenverlag und beschreibt sein Anliegen dabei so:

„Im DRESDNER VERLAG verdient es jedes gut gemachte Manuskript, dessen Inhalt sich an gesellschaftliche und moralische Normen hält, in einem Buch veröffentlicht zu werden. Wir unterliegen bei der Auswahl unserer Texte keinen modischen Zwängen, sind offen für Programmvielfalt und schrecken auch vor kleinen Auflagen nicht zurück. Bei uns steht der Autor im Mittelpunkt.“

https://www.dresdner-verlag.de/unsere-philosophie

Ich weiß nicht, ob das hier vor mir liegende Buch nicht auch in anderen Verlagen herausgebracht worden wäre, aber es passt zu einem Verlag, der sich Dresdner Verlag nennt. Sicherlich ahnen es die Leserinnen und Leser, die Erwähnung von Carus, der Hinweis auf eine Autobiografie und der Verlag zeigen, hier schreibt einer seinen „Lebenslauf“, der nicht nur Mediziner ist: 

Professor Dr. med. Stefan R. Bornstein ist Direktor des Zentrums für Innere Medizin und der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Dresden sowie transCampus-Dekan am King’s College London, wurde bekannt durch seine Pionierarbeiten zu den physiologischen Grundlagen von Stress. 

Ungewöhnlich, diese lange Vorrede und das, wo doch der Professor „nicht einmal“ Dresdner ist…

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Drei Schlösser an der Elbe

Auch als Dresdner muss ich manchmal überlegen, welches der drei Schlösser am Elbhang, flussaufwärts unweit vom Waldschlößchenareal, welches ist. Das erste ist eigentlich klar, es ist das Schloss Albrechtsberg, welches jährlich die kleine Dresdner Buchmesse Dresden (er)lesen am Tag des Denkmals beherbergt, den meisten und vor allem älteren Dresdnern ist es als Pionierpalast (Walter Ulbricht) bekannt, und ja, dort bekam ich einst im Jahr 1970 ein blaues Halstuch umgebunden. Gebaut wurde es zwischen 1850 und 1854 für Prinz Albrecht von Preußen.

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Eine Moschee in Dresden?

Sicher gibt es in Dresden Moscheen. Aber diese hier, ist gar keine. Das ist das ehemalige Tabakkontor. Yenidze ist der türkische Name der Kleinstadt Genis(s)éa = Yenisaía, Yeniséa (türkisch Yenice bzw. Karasu Yenicesi, Yenice-i Karasu, engl. Schreibweise auch Yenidje) im heute griechischen Westthrakien. In Weatthrakien befanden sich bedeutende Tabakanbaugebiete. Dies gefiel dem Unternehmer Hugo Zietz und der benannte seine „Orientalische Tabak- und Cigarettenfabrik“ deshalb YENIDZE. Das war im Jahr 1886. Da laut Stadtordnung in der Innenstadt keine Fabrikgebäude entstehen, zumindest aber nicht danach aussehen sollten, machte der Fabrikant bei gleichzeitiger Werbung für die orientalischen Zigarettenmarken halt eine „Moschee“ daraus. Also der Architekt Martin Hammitzsch setzte den unternehmerischen Wunsch um. Das alles kann man hier nachlesen.*

Heute befinden sich in der Yenidze ein Kuppelrestaurant und das Yenidze-Theater, der imposante Bau beinhaltet außerdem für viele Unternehmen Büroräume. Die Restaurant-Terrasse bietet ein sehr schönen und eher weniger bekannten Blick über die barocke Altstadt. Die beiden Bilder entstanden heute während einer schönen Fahrt mit einem „befreundeten“ Motorboot. Ohne Eisenbahnanlagen ist ein Blick auf die Kuppel kaum möglich, interessant ist aber der Blick zwischen der Marienbrücke und der benachbarten Eisenbahnbrücke auf die „Dresdner Moschee“. Eine niedrigere Perspektive geht nur noch im Schlauchboot.

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90 Jahre: 10. Mai 1933 – Dresden – Räcknitzhöhe

Winterbilder passen besser zum Thema des heutigen Tages. Es ist heute 90 Jahre her, dass um die Ecke hier in Dresden Zschertnitz, auf der Räcknitzhöhe an der Bismarcksäule wie auf vielen anderen Plätzen in Deutschland Bücher in Flammen aufgingen. Bücher von Heinrich Heine, Lion Feuchtwanger, Stefan Zweig, Heinrich Mann, Sigmund Freud, Karl Marx, Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque und dem in Dresden geborenen Erich Kästner.

Erich Kästner sah sogar zu, als auf dem Berliner Opernplatz sein Name genannt wurde. Später schrieb er darüber Aufsätze. Der Atrium Verlag veröffentlichte das folgende Büchlein zum Thema.

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Böttcher über Böttger & Tschirnhaus

Schriftgut 2014 – Bücherjunge trifft Hams-Joachim Böttcher

Zwei in einer Rezension. Denn so wurden sie mir vorgestellt. Vom Autoren persönlich, auf der SCHRIFTGUT 2015 in Dresden. Hans-Joachim Böttcher schreibt über „spezielle historische Themen des mitteldeutschen Raumes“. [1] Angetan haben es ihm dem 1947 geborenen Denkmalpfleger und Heimatforscher die Sachsen. Im Dresdner Buchverlag fand er wohl seine Heimat und genau an dessen Stand lernte ich ihn bereits 2014 auf der Dresdner Schriftgut kennen.

Böttcher hat schon über Christiane Eberhardine geschrieben und über Anna, Prinzessin von Sachsen, diesmal aber sind gleich zwei andere dran. Da wäre zum ersten der „Namensvetter“ Johann Friedrich Böttger, und der mit diesem untrennbar verbundene Ehrenfried Walther von Tschirnhaus.

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Hans-Joachim Böttcher und „seine“ sächsischen Persönlichkeiten

Hans-Joachim Böttcher lernte ich einst auf der Dresdner Schriftgut im Jahr 2014 kennen. Der Dresdner Buchverlag, ein Inprint von Salomo-Publishing, hat eine Reihe seiner Biografien sächsischer Persönlichkeiten herausgebracht.

Der 1947 in Düben geborene Autor war vor seinem Ruhestand als Denkmalpfleger tätig. Dies war ursprünglich eine Freizeitbeschäftigung, hauptberuflich arbeitete er bis 1990/91 im Bereich „Wissenschaft-Konstruktion“ in einem Industriebetrieb. Für das Verfassen der Biografien über sächsische Persönlichkeiten erhielt er 2015 den „Gellert-Preis“ in der Kategorie Literatur. Sieben Biografien sind im Dresdner Buchverlag erschienen.

Im Gespräch (Schriftgut 2015) erweiterte er mein Interesse an diesen Büchern durch die Details zur Zusammenarbeit des Freiherrn von Ehrenfried Walter von Tschirnhaus (1651 – 1708) mit Johann Friedrich Böttger (1682 – 1719), welcher ohne den Universalgelehrten Tschirnhaus wohl nie in der Lage gewesen wäre, das Meißner Porzellan zu erfinden, jedoch heute noch viel zu oft allein damit in Verbindung gebracht wird.

© Bücherjunge (NZ – 06.05.2023)

Dresdener Geschichtsbuch (4)

Dresdner Geschichtsbuch 4
  • Ausgrabungen am Schloß und am Kanzleihaus (Archäologie)
  • Bruderschaftsbräuche der Handwerkergesellen vor 200 Jahren (Volkskunde)
  • Dresdner Stadtpläne des 19. Jahrhunderts (Stadttopografie)
  • Prohlis – vom serbischen Runddorf zum Neubaugebiet (Stadtteilgeschichte)
  • Die Geschichte der Dresdner Liedertafel (Musikgeschichte)
  • Die Kamera und Photoindustrie in Dresden (Wirtschaftsgeschichte)
  • Oberbürgermeister Bernhard Blüher (Persönlichkeiten)
  • Jahresschauen Deutscher Arbeit in den 1929er und 30er Jahren (Ausstellungsstadt)
  • Dresdner Stadtansichten von 1955 bis zur Gegenwart (Kunstgeschichte)
  • WBS70 und Delikat – DDR-Lebensverhältnisse (Alltagsgeschichte)
  • Wiener Blut in Elbflorenz – Johann Strauß Vater und Sohn (Dokumentation)
  • Gruß aus Dresden – Verlage, Themen, Künstler, Dokumente (Dokumentation)

 

Das Dresdner Stadtschloss mit den heute neugestalteten Sälen, dem Grünen Gewölbe und der Türkischen Kammer ist jede Besichtigung Wert. Im Stadtteil Prohlis habe ich 17 Jahre gewohnt, wenn auch nicht in einer Wohnung vom Typ WBS 70, dem typischen Plattenbau des Stadtteils.

 

  • DNB / DZA Verlag für Kultur und Wissenschaft GmbH / Altenburg 1998 / ISBN: 3-9804823-9-1 / 239 S.
  • herausgegeben vom Stadtmuseum Dresden

© Dresdner Bücherjunge (NZ, 06.05.2023)

Für den Dresden – Blog auf der LBM 23

Endlich wieder Buchmesse in Leipzig. Vor zwei Jahren fiel diese wegen dieses Virus´ aus, im letzten Jahr zogen einige renommierte Verlage ihre Teilnahme zurück. In diesem Jahr war es wieder mal soweit. Nein, Dresden war nicht das alleinige oder vordergründige buchige Ziel, obwohl es sofort gegenwärtig wurde. Zum Beispiel durch Andreas M. Sturm, der auf einer Krimilounge bei Leipzig liest einmal aus den vielleicht bekannten Märchenmorden las und diese Romane vorstellte. Interessant, seit einiger Zeit scheint es möglich zu sein, Volkspolizisten der DDR als Romanhelden auftreten zu lassen. Doch später dazu mehr, wenn ich die Romane gelesen habe. Übrigens, und das sah ich erstmals, luden die Autoren mit Dr. Lukaschewski einen ehemaligen Leiter einer Mordkommisson ein, der den Leserinnen und Lesern und den Autorinnen und Autoren mit Stolpersteine einen Leitfaden zur „Fehlervermeidung“ beigab und am 27.04. einen drastich – farblich unterlegten Vortrag zu Todesursachen und Todesarten hielt. Schade, dass ich Uwe Wittenfeld vom organisierenden Ruhrkrimiverlag nicht dazu befragen konnte.

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Wahre Geschichten um den Dresdner Fürstenzug von Dieter Nagolski

Wer kennt den nicht, den auf Fliesen aus Meißner Porzellan aufgebrachten Zug des meißnerisch / sächsischen Fürsten, aus dem Haus Wettin.

Nein, ich geh die jetzt nicht alle durch, möchte aber auf dieses Büchlein hinweisen, welches die Reihe der Kurfürsten und Könige Sachsens erklärt. Liest man die historischen Romane von Sabine Ebert, dann scheint dieses Büchlein unverzichtbar zu werden, denn sie hat ja so einige „porträtiert“.

Das begann natürlich mit Konrad dem Großen, der hier als Klostergründer beschrieben wird. Bei Sabine Ebert spielt der in SCHWERT UND KRONEMeister der Täuschung eine Rolle, gefolgt von seinem Sohn Otto, den man wegen der Silberfunde später den Reichen nennen wird. Dessen unmöglicher Sohn Albrecht der Stolze folgte ihm auf den Thron des Markgrafen von Meißen, da er vergiftet wurde, folgte ihm Dietrich der Bedrängte (Markgraf von Meißen und der Lausitz). Die alle kennen wir aus der Reihe über die Hebamme Marthe.

Im noch nicht erschienenen Buch DER SILBERBAUM wird es um Heinrich, den Erlauchten (Markgraf von Meißen, der Lausitz, Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen) gehen, während in BLUT UND SILBER dann Friedrich der Freidige, den man auch als den Gebissenen kennt, (Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen) seine Rolle spielt.

Sabine Ebert deckt damit in vielen Büchern eine Zeit von 1130 bis 1320 ab. Der Fürstenzug „dauert“ aber bis 1904, bis zum sächsischen König Georg, hier noch als Prinz; dessen Nachfolger und letzter König Sachsens, Friedrich August III, „schaffte“ es nicht auf die 23000 Fliesen, die 1907 an der Außenmauer des Dresdner Stallhofes angebracht wurden, auch, weil er es selbst wohl ablehnte.

Abbildungen der genannten Fürsten aus „Wahre Geschichten…“

In Bezug auf Sabine Eberts Bücher sollte ich Friedrich August III. den Gerechten, nicht vergessen. Der spielt in den Büchern um die Napoleonischen Kriege eine Rolle und war der erste sächsische König, König von Napoleons Gnaden in Folge des Tilsiter Friedens.


Das Büchlein hier beinhaltet wahre Geschichten, die man sonst suchen muss. Aufgeschrieben hat sie Dieter Nagolski. „Wahre Geschichten gibt es beim Tauchaer Verlag noch mehr. Zum Starken August, dem Goldenen Reiter und seiner Cosel oder um den letzten sächsischen König. Der Verlag gibt „kulturgeschichtliche Sachbücher“ heraus. dieses hier ist auf der Verlagsseite gerade nicht zu finden.

Es lohnt sich, das Büchlein zur Hand zu nehmen und den Fürstenzug entlang zu schlendern.


Durch Dresden schlendert regelmäßig Ina Frenzel, deren wunderschöne lichtgezeichneten Bilder mir vor einiger Zeit auffielen. Mit der freundlichen Genehmigung einer Internet-Fotofreundin hier zwei ihrer Werke.

© Ina Frenzel (via Facebook)

© Dresdner Bücherjunge (NZ, 24.04.2023)

Weiß, Norbert, Wonneberger, Jens: Dichterhäuser um Dresden

Eine dichterische Reise kann man unternehmen und dieses Büchlein passt in jede Fototasche, Besucht man all diese Orte rund um Dresden hat man eine Weile zu tun.

Zuerst stutzte ich, gar kein Kästner, gar kein Körner? Und auch der Schiller wird im Büchlein nicht mit einer eigenen Geschichte erwähnt? Aber das Buch heißt ja: … rund um Dresden…

Trotz ausgeprägter bibliophiler Neigung: die Dichter des 18. Jahrhunderts waren bisher eher nicht Gegenstand meiner lit(t)erarischen Unternehmungen. Und der Kunstbanause muss dann auch gestehen, dass er mit einer ganzen Reihe dieser Großen nichts anzufangen weiß. Doch halt: Da ist plötzlich von einem Richard Wagner die Rede, das Richard Wagner Haus in Graupa wird sicher demnächst einmal aufgesucht. Neu war mir, dass Friedrich Wolf eine Zeit lang in Langebrück ansässig war. Professor Mamlock war Schulstoff und Die Weihnachtsgans Auguste beliebter Kinderspaß, erst im Buch und alljährlich auch als Film am Weihnachtstag.

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